«Ziele dürfen verfehlt werden – Werte des Vereins nicht! Führungspolitik hinterfragen!» So prangte es in roten Lettern auf einem Plakat in der Münchner Südkurve, kurz vor Abpfiff des Viertelfinal-Rückspiels in der Champions League gegen ManCity.
Am Ende hiess es 1:1 und «ein Ziel war verfehlt», nämlich der Einzug in die Halbfinals in der «Königsklasse» (Hinspiel: 0:3). Damit ist der deutsche Rekordmeister historisch schlecht unterwegs: Zum erst dritten Mal in der Bundesliga-Historie (seit 1965) finden die Vorschlussrunden sowohl national (nach dem Pokal-Out) als auch international in drei aufeinanderfolgenden Jahren ohne die Bayern statt.
Führung auf dem Prüfstand
Im Fanlager der Bayern ist seit Wochen nicht nur für die oben erwähnten Plakat-Halter klar: Die Führungsriege, namentlich um Hasan Salihamidzic (Sportchef) und Oliver Kahn (Vorstandsvorsitzender), ist schuld. Sie würden «die Werte des Vereins» nicht vertreten. Auch diverse deutsche Medien haben das Duo bereits angezählt.
Vor allem zwei Gründe stechen hervor:
- Transfers schlagen nicht ein : Knapp 150 Mio. Euro gaben die Bayern im letzten Sommer aus. Der gross angekündigte Sadio Mané blieb einiges schuldig, die Talente Ryan Gravenberch und Mathys Tel kommen nicht über die Joker-Rolle hinaus, Daley Blind ist gar kein Thema. Und auch Neuer-Ersatz Yann Sommer ist nicht unumstritten. Einziger Erfolgstransfer ist Matthijs de Ligt.
- «FC Hollywood reloaded» : Nicht eingeschlagen, sondern ausgeteilt hat Mané kürzlich gegen Teamkollege Leroy Sané, und das physisch. Neben der «Watschn-Affäre» sorgen auch die umstrittene Trennung von Trainer Julian Nagelsmann und die erwähnten Diskussionen um Sommer für Tumult neben dem Platz.
Der für Nagelsmann engagierte Thomas Tuchel steht übrigens neu bei erst 2 Siegen aus den ersten 6 Spielen: So schwach in eine Trainerlaufbahn bei den Bayern startete zuletzt Sören Lerby 1991.
«Brazzo»: Kaderplanung? Schiedsrichter!
Nach dem City-Rückspiel auf die Fan-Botschaft angesprochen, will «Brazzo» Salihamidzic gegenüber Sport 1 keine Fehler in der Kaderplanung einräumen, die sieht er nämlich woanders: «Der Schiedsrichter war unterirdisch.» Immerhin: Man wolle im Sommer über die Bücher und am Kader arbeiten.
Die Bayern werden das auf jeden Fall tun – ob mit oder ohne Salihamidzic, ist noch offen.