Als die PSG-Eigentümer aus Katar im Sommer 2017 mit Kylian Mbappé den begehrtesten Profi der Welt an die Seine lotsten (und sich anschliessend 160 Millionen Euro kosten liessen), war das mittelfristige Ziel klar: Der hochbegabte, damals 18-Jährige sollte das letzte Puzzleteil sein, um endlich diesen Pokal mit den grossen Henkeln in Frankreichs Hauptstadt zu holen.
Knapp 7 Jahre später und mit zwei 0:1-Niederlagen gegen Dortmund ist dieser Traum wohl endgültig begraben worden. Mbappé, der wie seine hochdekorierten Offensivkollegen um Ousmane Dembélé oder Goncalo Ramos in 180 Minuten gegen den BVB ohne Tor blieb, meinte nach dem Rückspiel selbstkritisch: «Ich sollte entscheidend sein, Tore erzielen. Aber es war nicht genug. Wenn es läuft, bin ich im Rampenlicht, wenn nicht, muss ich akzeptieren, im Schatten zu stehen.»
Alle Titel geholt – ausser dem wichtigsten
Trotz des neuerlichen frühzeitigen Outs in der Königsklasse sei nicht alles schlecht gewesen: «Darauf müssen wir aufbauen, ich bin sicher, dass wir das Ziel erreichen.» Nur, sollte es tatsächlich so weit kommen, ist Mbappé kaum mehr Bestandteil dieses «Wirs». Sein Abgang, mutmasslich zu Real Madrid, soll längst beschlossene Sache sein.
Der vermeintliche Heilsbringer hatte die Schlagzeilen in Fussball-Frankreich schon vor dem Spiel in allen Aspekten dominiert. Zum offenbar designierten Abgang («Wann wird sein Wechsel öffentlich?»), seinem Verhalten bei ungewünschten Auswechslungen («Mbappé flüchtet trotzig auf die Tribüne!»), aber auch seiner Position: War es eine schlechte Idee, den klassischen Flügelstürmer beim 0:1 in Dortmund im Zentrum zu bringen?
Mbappé wird PSG als grösster Spieler aller Zeiten verlassen: 6 Meistertitel und 3 Cupsiege hat der Weltmeister von 2018 mitzuverantworten. Wahrscheinlich wird er in dieser Saison zum 6. Mal de suite Torschützenkönig der Ligue 1. Und doch schwebt das Damoklesschwert über ihm, dass er Paris St-Germain nie zum CL-Titel führte.
PSG und die Alu-Allergie
Bei aller (Selbst-)Kritik – das neuerlich frühzeitige Ende der PSG-Ambitionen gründeten nicht zuletzt an einer fast übernatürlich wirkenden Form des Magnetismus. Sport-Romantiker werden festhalten, es sei eine besondere Volte der Fussballgötter gewesen, das oft als Katar-Spielzeug verspottete PSG gleich 6-mal im Halbfinal an Pfosten oder Latte scheitern zu lassen.
Der französische Blätterwald suchte die Gründe derweil nicht in einer schwarzgelb bekleideten Fortuna. Der Figaro gibt zu: «Es ist ein Geschmack des Unvollendeten. [....] Aber die deutsche Qualifikation ist verdient.» L'Equipe resümiert, «die Flamme ist erloschen» und der PSG-nahe Parisien spottet: «Unter Berücksichtigung der Budgets und der Gehaltsabrechnungen auf beiden Seiten ist der Begriff Fiasko nicht schlecht gewählt.».
In Paris werden sie nach Mbappés Abgang für kaiserliche Summen neue Königstransfers tätigen. Doch ob sie sich damit auf den Thron Europas hieven können?