Wenngleich die Young Boys nur eines ihrer letzten 7 Pflichtspiele gewinnen konnten, wäre es verfehlt, von einem sinkenden Schiff zu sprechen. Was jedoch auffällt: Wie oft zuletzt der Captain von Bord gehen musste.
Als sich Fabian Lustenberger in der finalen Phase der letzten Saison die Achillessehne riss, wanderte die Captain-Binde zu David von Ballmoos. Der Keeper musste das «Bändeli» kurzzeitig im August wegen einer Oberschenkelverletzung, dann Ende Oktober wegen einer lädierten Schulter an Christian Fassnacht abgeben. Auch dem besten Liga-Skorer der Berner brachte dieser Status kein Glück, ein Schläfenbeinbruch Anfang November bedeutete das vorzeitige Jahresende für Fassnacht.
Und sie fehlen, diese Captains, defensiv wie offensiv. Gegentorlose Partien sind für YB zur Ausnahme geworden. Hoffnung macht da langfristig, dass am Dienstag gegen Atalanta Bergamo Lustenberger in das Kader zurückkehrt. Mit knapp 200 Minuten Promotion League in den Beinen ist indes fraglich, wie bereit er für das kapitale Champions-League-Duell bereits ist.
Offensiv wiederum fällt der Ausfall von Jean-Pierre Nsame – auch er erlitt einen Achillessehnenriss – weiter ins Gewicht. In die Bresche springen konnte in Sachen Tor-Produktivität bislang kein YB-Stürmer. Und jetzt fehlt also auch noch Fassnacht. Der 28-Jährige hatte schon im Hinspiel gegen Atalanta aussetzen müssen, sein Team tat sich ohne den Flügelflitzer schwer, zu Chancen zu kommen.
Jeder muss das Gefühl haben, etwas Einzigartiges schaffen zu können.
Wie reagiert Trainer David Wagner in der so wichtigen Partie auf den neuerlichen Ausfall? In der Lombardei scheiterte er mit dem Plan, keine klassischen Flügel aufzustellen, sondern die Mitte zu stärken. Gelernte Akteure auf dem Couloir wären neben Nicolas Ngamaleu Marvin Spielmann und Miralem Sulejmani, sie fielen unter Wagner jedoch ausser Rang und Traktanden. Auch der zuletzt angeschlagene Meschack Elia bekleidete schon die Position des Rechtsaussen.
Natürlich habe er sich eine Idee zurechtgelegt, meinte Wagner vielsagend. Die Formation sei ohnehin nicht zentral, betonte der Deutsche: «Es geht darum, die Energie, die Atmosphäre, die im Stadion herrscht, auf den Platz zu bringen. Jeder muss das Gefühl haben, etwas Einzigartiges schaffen zu können.»
Und nur schon wenn Wagner die «MS YB» vorbei am Eisberg Atalanta in die Europa League manövrieren würde, wäre dies «etwas Einzigartiges».