Seine Klasse ist unbestritten: Antoine Griezmann gehörte jahrelang zu den weltweit besten Offensivspielern. An der EM 2016 war er als Torschützenkönig massgeblich am Finaleinzug Frankreichs beteiligt, zwei Jahre später gehörte er zu den Schlüsselspielern beim WM-Titel der «Equipe Tricolore».
Auch im Klubfussball ist Griezmann seit vielen Jahren eine feste Grösse. Dass er auch mit 31 Jahren noch matchentscheidend sein kann, bewies der Atletico-Angreifer am Mittwoch in der Champions League, als er seinen Farben gegen Porto mit einem Last-Second-Goal in der 101. Minute die 3 Punkte sicherte.
Das Wirtschaftliche sticht das Sportliche aus
Keine Frage: Unter normalen Umständen führt in der Offensive Atleticos kein Weg an Griezmann vorbei. Es gibt keine sportlichen Gründe, den 108-fachen Internationalen während über einer Stunde auf der Bank schmoren zu lassen. Aber es gibt eben wirtschaftliche Gründe, wie sich in den vergangenen Tagen und Wochen herausgestellt hat.
Griezmann wechselte im Sommer 2021 leihweise von Barcelona zurück zu seinem langjährigen Klub Atletico. In den zweijährigen Leihvertrag bauten die beiden Parteien eine Kaufoption über 40 Millionen Euro zum Ende der Saison 2022/23 ein. So weit, so unkompliziert.
Doch diese Kaufoption unterliegt Bedingungen. So wird aus der Option automatisch eine Kaufpflicht, sollte Griezmann in den beiden Saisons während dem Leihgeschäft mindestens in der Hälfte aller Pflichtspiele im Minimum 45 Minuten auf dem Platz stehen. In der Spielzeit 2021/22 absolvierte der Franzose in gut 80 Prozent der Spiele 45 Minuten oder mehr. Da liegt es nahe, dass Griezmann in der laufenden Saison deutlich kürzertreten muss, will Atletico die Kaufpflicht umgehen.
Zeitpunkt der Einwechslung von Griezmann im bisherigen Saisonverlauf
Datum | Spiel | Einwechslung |
---|---|---|
15.08 | Getafe (Liga) | 62. Minute |
21.08 | Villarreal (Liga) | 62. Minute |
29.08 | Valencia (Liga) | 64. Minute |
03.09 | Real Sociedad (Liga) | 63. Minute |
07.09 | Porto (Champions League) | 61. Minute |
Juristisches Hickhack droht
Bei Barcelona, dem Griezmann immer noch gehört, verfolgt man die Geschehnisse bei Atletico mit Besorgnis. Die finanziell nicht gerade auf Rosen gebetteten Katalanen möchten den Grossverdiener Griezmann im Sommer 2023 auf keinen Fall wieder zurücknehmen, zumal dessen Vertrag bei Barça noch bis im Juni 2024 gültig ist.
Als Folge der unbefriedigenden Entwicklung in der Causa Griezmann hat Barcelona mittlerweile die Rechtsabteilung auf den Fall angesetzt. Diese soll prüfen, ob unlauteres Vorgehen vonseiten Atleticos vorliegt. Schliesslich hat Barcelona für Griezmann im Sommer 2019 die festgeschriebene Ablösesumme von 120 Millionen Euro bezahlt. Nun hätte man gerne einen Anteil zurück.
Simeone sind die Hände gebunden
Diego Simeone, die Trainer-Legende der «Rojiblancos», würde nur allzu gerne mehr als nur eine halbe Stunde pro Spiel auf Griezmann setzen. Doch selbst Simeone muss den Anweisungen der Klubführung Folge leisten.
Einen Hehl aus der ganzen Griezmann-Saga macht der argentinische Coach schon länger nicht mehr, zu offensichtlich wurde das Muster in den letzten Wochen. «Du kennst mich jetzt seit 10 Jahren: Ich bin ein Mann des Klubs und werde es immer sein», antwortete Simeone kürzlich auf die Frage eines Journalisten, ob er vom Verein die Anweisung erhalten habe, Griezmann mit Bedacht einzusetzen.