Als Olympique Marseille am vergangenen Donnerstag den FC Basel zum Tanz auf dem Rasen bat, war im «Stade Velodrome» gerade einmal jeder dritte Platz belegt. Im Gegensatz zur Schweiz scheint die Conference League in Marseille nur wenige Fans zu interessieren – schuld daran ist auch die schillernde Vergangenheit des Klubs.
Andere Erwartungen
Tatsächlich fühlt sich die Teilnahme am neu eingeführten Klub-Wettbewerb für eines der populärsten Teams in Frankreich wie eine Degradierung an. Besonders nachdem «OM» bereits in der Gruppenphase der Europa League – jenem Anlass, bei dem es 2018 noch im Final gestanden hatte – die Segel streichen musste. Dabei verloren die Südfranzosen von den sechs Gruppenspielen nur jenes bei Galatasaray Istanbul.
Diese Tatsache unterstreicht auch ein Blick auf die heimische Liga. Hier lockte etwa ein Heimspiel gegen Mittelfeldklub Angers an einem Freitagabend im Februar 60'000 Zuschauer an, gegen den FCB kamen etwas mehr als 20'000. In der Ligue 1 stehen die Franzosen derzeit als Zweiter auf einem Champions-League-Platz, die eigentliche Belohnung Conference League verkommt für Spieler und Fans zum Pflichtprogramm.
Die 90er-Jahre als Bürde
Vor 30 Jahren gewann Marseille als erste und bisher einzige französische Mannschaft die Champions League. Ein Triumph, der in der Hafenstadt langfristig nachhallte. Es war 1993 die Krönung in der eigenen Geschichte, nachdem der Klub in den vier Jahren zuvor jeweils bereits die Meisterschaft gewonnen hatte.
Damals stand bei Marseille Fabien Barthez im Goal, Marcel Desailly lehrte die gegnerischen Stürmer das Fürchten und der spätere Nationaltrainer Didier Deschamps orchestrierte das Mittelfeld. Vorne sorgten Tormaschinen wie Rudi Völler und Jean-Pierre Papin für anhaltende Hochgefühle in Blau-Weiss.
Heuer kämpft Olympique Marseille um einen Platz im Conference-League-Final in Albanien, während im eigenen Land der Sieger der Champions League gekürt wird. Man kann dem alteingesessenen Olympique-Anhang die anhaltende Melancholie und die leeren Sitzschalen gegen Basel angesichts dessen wahrlich nicht verübeln.