Trabzonspor ist das erste türkische Fussball-Team, das nach dem verheerenden Erdbeben letzte Woche den Spielbetrieb wieder aufnimmt. In der heimischen Süper Lig wird bis mindestens Anfang März nicht gespielt. Das Playoff-Hinspiel gegen Basel (es geht um den Achtelfinal-Einzug in der Conference League) findet also unter speziellen Umständen statt, auch wenn das Epizentrum mehr als 700 Kilometer südlich der Stadt Trabzon lag.
Die Betroffenheit im Land ist nach der Katastrophe, die alleine in der Türkei mindestens 35'000 Menschen das Leben kostete, riesig. Andere türkische Klubs wie die Istanbuler Grössen Galatasaray, Besiktas und Fenerbahce haben ihre Fans aufgefordert, Trabzonspor im Stadion zu unterstützen. Die Ticketeinnahmen werden gespendet. Ausserdem wird es nach 4:17 Spielminuten eine Schweigeminute geben – um 4:17 Uhr Ortszeit am 6. Februar ereignete sich das erste grosse Beben.
Zu Gast im krisengeschüttelten Land
Auch der FCB leistet aktiv Hilfe und hat dringend benötigte Güter ins Krisengebiet geschickt. Den Fokus auf den Fussball zu legen, sei aufgrund der Situation nicht einfach, erklärt Heiko Vogel. «Wenn man das Leid sieht, ist es fast ein bisschen skurril, dass wir da Fussball spielen. Was dort passiert ist, ist unfassbar und nicht mit Worten zu beschreiben», so der Basler Trainer.
Auch Fabian Frei ist sich der schwierigen Ausgangslage bewusst. «Wir wissen natürlich, dass der Fussball in der Türkei im Moment nebensächlich ist.» Der Captain trat die Reise ins Senol-Günes-Stadion mit dem FCB wie Taulant Xhaka nicht zum ersten Mal an. 2019 ging es in der Europa-League-Gruppenphase gegen Trabzonspor. Basel erreichte auswärts ein 2:2, zuhause einen 2:0-Sieg.
Vor heimischem Publikum eine Macht
Diesmal tritt Trabzonspor indes als Favorit an. Letzte Saison holte sich das Team von Trainer Abdullah Avci überraschend den 7. Meisterschaftstitel der Klubgeschichte. Momentan belegt man allerdings nur Tabellenrang 6, im letzten Spiel vor dem Erdbeben gab es gegen Galatasaray eine 1:2-Niederlage. Der Rückstand auf den Leader vergrösserte sich damit auf stattliche 16 Punkte.
Die Europa-League-Gruppenphase beendete Trabzonspor auf dem 3. Platz. Und dies, obwohl es alle Heimspiele gewann, darunter war auch ein eindrückliches 4:0 über Breel Embolos Monaco. In der Champions-League-Quali war man knapp an Kopenhagen gescheitert.
Aufgepasst auf Bakasetas
Beim Blick auf das Kader tauchen einige bekannte Namen auf: Etwa Verteidiger Marc Bartra (ex-Barcelona, ex-Dortmund) oder aber Marek Hamsik (ex-Napoli). Der 35-jährige Slowake plagte sich zuletzt allerdings mit Oberschenkelproblemen herum.
Aufpassen muss die Basler Hintermannschaft vor allem auf Anastasios Bakasetas. Der griechische Spielmacher war in der Europa League mit 3 Toren und 4 Assists der beste Skorer aller Teams. Der Ägypter Mahmoud Trezeguet ist derweil mit 7 Treffern bester Liga-Torschütze des Teams.