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Erstes Interview nach WM-Aus Xhaka: «Das sind keine Machtspielchen, ich will Erfolg!»

Nati-Captain Granit Xhaka äussert sich erstmals über das WM-Debakel im Achtelfinal, Kritik und die Captain-Frage.

Granit Xhaka.
Legende: Captain, Leader, Reizfigur Granit Xhaka. imago images/Ulmer/Teamfoto

Lange hat Granit Xhaka geschwiegen, lange brauchte er Zeit, um das krachende Out in Katar zu verarbeiten. Etwas mehr als 3 Wochen nach dem 1:6 gegen Portugal spricht Xhaka erstmals über das Achtelfinal-Debakel. Im Interview mit Keystone-SDA äussert sich der Nati-Captain ausführlich.

Granit Xhaka, was bleibt haften vom Achtelfinal gegen Portugal ?

Ganz ehrlich, ich brauchte mehrere Tage, um dieses Resultat zu verarbeiten. Es war ein ganz komisches Spiel. Nur schon die massive Differenz bei der Laufleistung fällt auf. Die Portugiesen liefen zehn Kilometer mehr. So hat man in einem Achtelfinal im Normalfall keine Chance.

Wie kann so etwas passieren?

Wieso, weshalb, warum? Taktische Gründe zu erwähnen ist mir zu einfach. Die Laufbereitschaft hat nichts mit der Taktik zu tun. Das ist meine Meinung. Mein Frust ist nach wie vor gross, weil ich so überzeugt war wie nie zuvor, dass es uns gelingen würde, die Portugiesen zu stoppen. Auch deshalb ist die Höhe der Niederlage schwer zu akzeptieren.

Glauben Sie, die Nebengeräusche nach dem 1:6 müssten innerhalb des Teams noch einmal aufgearbeitet werden?

Es ist natürlich schade, sehen wir uns erst im März wieder. Direkt nach dem WM-Out war nicht der richtige Zeitpunkt für einen Austausch. Konkret geplant ist aktuell nichts. Sollte es nötig sein, als Captain etwas zur Mannschaft zu sagen, werde ich das sicherlich machen. Muri (Yakin) wird das Thema bestimmt nochmals aufgreifen beim nächsten Zusammenzug im Frühling.

Vor mir muss keiner Angst haben.
Autor: Granit Xhaka

Es gibt Kritiker, die Ihnen vorwerfen, Sie seien zu einflussreich, zu mächtig. Andere Spieler würden sich nicht trauen, die Meinung zu sagen.

Vor mir muss keiner Angst haben, mir geht es nicht um Personalpolitik, mir geht es um Fortschritte. Ich will gewinnen, im Training, im Spiel, immer. Ich versuche, allen zu vermitteln, dass es nicht reicht, einfach nur dabei zu sein. Mit einem Breel (Embolo) und Ricci (Ricardo Rodriguez) gehe ich genauso hart ins Gericht wie mit allen anderen. Das sind keine Machtspielchen. Ich will Erfolg!

Sie bleiben Captain?

Ich bin nicht als Captain geboren, das Bändeli ist nicht das Ergebnis von einem guten Spiel, dahinter steckt jahrelange harte und ehrliche Arbeit. Auf mich kann weder in der Schweiz noch im Ausland einer mit dem Finger zeigen, ich hätte zu wenig gemacht. Ich bin brutal stolz auf meinen Weg.

Überlegt man sich in einer ruhigen Minute auch mal: Brauche ich das alles noch? Belastet Sie das Getöse rund um das Nationalteam in einem ungesunden Mass?

Es kommt darauf an, wer sich öffentlich über mich äussert. Das wäge ich schon auch ab. Wer mir seine Wahrheit nie direkt ins Gesicht sagt, der spielt für mich keine Rolle. Das sind für mich Fake-Leute. Ich habe 111 Länderspiele gemacht für dieses Land. Darauf bin ich stolz. Wie andere die Fakten beurteilen, liegt nicht in meiner Hand. Aber so schnell werden mich die Kritiker nicht los (lacht).

Hilft es, dass Sie mit dem Premier-League-Leader Arsenal nun eine gigantische sportliche Challenge vor der Brust haben, um den WM-Frust zur Seite zu schieben?

Klar bin ich froh, dass wir bei Arsenal auf einem sehr guten Weg sind. Ich fühle mich uneingeschränkt wohl, geniesse dort enorm viel Vertrauen. Wir haben in London etwas Spezielles vor.

Fussball

Radio SRF 1, Bulletin von 12:40 Uhr, 26.12.2022 ; 

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