2013 kaufte der Engländer Matthew Benham den FC Midtjylland – unter einer Bedingung. Klubleitung und Trainer sollten ihre Entscheidung künftig im Einklang mit einer von Benham entwickelten Software treffen. Deren wichtigste Eigenschaften:
- Der Trainer erhält während dem Spiel SMS mit taktischen Anweisungen
- Der Trainer erfährt zudem, welche Zone aktuell die beste Aussicht auf Tore bringt
- Transfers werden ausschliesslich aufgrund von Leistungsdaten getätigt
- Die Software entlarvt uralte Fussballweisheiten
Der Vater des Erfolgs
Benham ist Gründer einer hochdotierten Sportanalysefirma. Er besitzt auch den FC Brentford, einen Aufstiegskandidaten für die Premier League. «Zahlen sind für mich der heilige Gral», erklärt der Brite. Bis hin zur Wahl des Penaltyschützen bestimmen in seinen beiden Klubs Daten den Kurs.
Gezielte Spielerwahl
Transfermarkt.de beziffert den Gesamtwert von Midtjyllands Kader nur auf 21,45 Millionen Euro. Aber die Spieler wurden mit Bedacht gewählt, insbesondere hinsichtlich Standardsituationen. 2014/15 führte im Schnitt ein ruhender Ball pro Spiel zum Torerfolg – europaweit unerreicht.
Nur relevante Daten zählen
Zufällige Aktionen fliessen bewusst nicht in Benhams Bewertung ein. Auch absolvierte Kilometer oder die Anzahl gespielter Pässe hält er für «völlig wertlos», wenn daraus nichts Zählbares resultiert. Daten brauchen jemanden, der sie deuten kann, erläutert er. «Ansonsten machen sie keinen Sinn.»
Bruch mit der Tradition
Die meisten Trainer sichern Führungen durch Stärkung der Defensive. Nicht so Benhams Teams, denn seine Analysen belegen, dass bei knapper Führung offensives Spiel die Wahrscheinlichkeit eines Gegentreffers verringert. Also wird bei einem 1:0 ein zusätzlicher Stürmer eingewechselt.
Dortmund-Trainer Thomas Tuchel traf Benham bereits und berichtete von angeregten Diskussionen über die Zukunft des Fussballs. Zahlenmensch Benham schätzt den Einfluss seiner Datenanalyse zwar nur auf 5 Prozent – aber diese könnten gegen Manchester United das Zünglein an der Waage sein.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 18.02.16, 20:55 Uhr