Resultate
Sie ist mit ihren 158 Zentimetern die kleinste und mit 26 Jahren die jüngste Trainerin bei dieser WM. Man überhört und übersieht sie leicht, was ein Fehler ist: Vanessa Arauz hat gleich auf Anhieb ihre Meisterprüfung abgelegt und Ecuador zum ersten Mal überhaupt an die WM gebracht.
Frauenfussball ist in Südamerika noch ein wenig schwieriger als anderswo, der Macho-Kultur sei Dank. «Es ist zwar besser geworden», sagt Arauz, «aber die alten Vorurteile gegen Fussball spielende Frauen lassen sich in Ecuador nicht so leicht ausrotten.»
Aus Liebe zum Sport
Die Unterschiede sind gewaltig: einer wie Antonio Valencia, ecuadorianischer Star in Diensten von Manchester Uniteds, verdient Millionen. Dagegen spielen die kickenden Frauen für eine Handvoll Dollars, «und für die Liebe zum Sport und zu unserem Land», wie Captain Ligia Moreira sagt.
Die alten Vorurteile gegen Fussball spielende Frauen lassen sich in Ecuador nicht so leicht ausrotten
Wie alle Teamkolleginnen kann Moreira nicht vom Fussball leben. Sie haust mit ihrem Bruder in einem heruntergekommenen Appartment in Guayaquil und träumt davon, Sportjournalistin zu werden.
10 Stunden an ein Spiel - im Bus
Die Qualifikation für Kanada schafften die Ecuadorianerinnen im allerletzten Moment. Nach einem 0:0 im Heimspiel gegen Trinidad & Tobago gelang Monica Quinteros in der Schlussminute der Verlängerung im Rückspiel in Port of Spain das goldene Tor. «Aus dem Ruhestand zum Ruhm», lautete die Schlagzeile im Lokalblatt am nächsten Tag.
Wir gehen nicht nach Kanada, um einfach dort gewesen zu sein
Arauz hatte Quinteros zum Weitermachen überreden müssen, «und jetzt habe ich Geschichte geschrieben - unglaublich.» Quinteros wohnt mit ihrer Mutter, ihren Schwestern und Freunden in einem bescheidenen Häuschen in Guayaquil. Wenn sie zu einem Auswärtsspiel ihres Vereins nach Quito reisen muss, setzt sie sich klaglos 10 Stunden in den Bus, spielt 90 Minuten und fährt 10 Stunden mit dem Bus zurück. «Ich liebe den Fussball», sagt sie - und lächelt.
An der Leidenschaft wird es den Neulingen aus Ecuador nicht fehlen. Ob das reichen wird, um ein weiteres Kapitel Sportgeschichte zu schreiben, wird sich zeigen. Vanessa Arauz gibt sich kämpferisch. Grenzen seien da, um gesprengt zu werden, sagt sie, «wir gehen nicht nach Kanada, um einfach dort gewesen zu sein.»
Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 9.6.15, 03:40 Uhr