Man sollte Frauen- und Männerfussball grundsätzlich voneinander getrennt betrachten. Doch gelegentlich tauchen Parallelen auf, die zu offensichtlich sind. So konnte folgender Satz bis vor kurzem für beide Schweizer Nationalequipen gelten: Erstaunlich, wie abhängig das Team von seinem Captain ist, der auch bei Arsenal seit Jahren ein Leader ist – Lia Wälti oder Granit Xhaka.
«Konnte», weil Xhakas Wechsel zu Leverkusen kürzlich bekannt wurde. Jedenfalls fand dank Wältis Comeback diese Xhaka'sche Stabilität beim WM-Auftakt in die Nati zurück. Dies wusste auch Torschützin Seraina Piubel zu würdigen: «Mit ihr haben wir diese Sicherheit. Wenn es hektisch wird, bringt sie Ruhe rein. Wir sind alle froh, dass sie wieder auf dem Platz steht.»
SRF-Fussballexpertin Rachel Rinast sieht das ähnlich: «Lia ist so wichtig, weil sie ein extremer Ruhepol ist, ein Fels in der Brandung. Sie ist da, wenn es brennt. Sie gibt den Takt vor, lässt die Jungen fliegen.»
Unterstützung für die «jungen Wilden»
Nati-Trainerin Inka Grings erklärt: «Sie unterstützt die jungen Wilden, die sehr offensiv denken.» Mit Wälti sei sie sehr zufrieden, warnte aber: «Auch gegen Norwegen wird sie noch nicht auf 100 Prozent sein.»
Wälti, der die rund zweimonatige Ernstkampfpause mitunter anzumerken war, erklärte selbstkritisch, sie habe «sicher nicht die beste Leistung» gezeigt. Ihr war aber auch bewusst: «Am wichtigsten war, dass ich Minuten sammeln und dem Team helfen konnte.»
Bei aller Selbstkritik wusste Wälti aber auch um ihre grösste Stärke: «Ich kann dem Team Sicherheit und Struktur bringen. Viele agieren mutiger, wenn sie wissen, ich sichere hinten ab.» Beide Tore seien aus Läufen entstanden, die auch aus diesem Sicherheitsbewusstsein entstanden. «Auch wenn ich in diesen Momenten gar nicht viel mache, ausser dafür zu sorgen, dass wir hinten sicher stehen», so Wälti.