Die Stärkeverhältnisse
2022 holte England an der Heim-EM den ersten grossen Titel. Nun soll in Australien und Neuseeland der erste WM-Titel hinzukommen. An den letzten beiden Endrunden 2019 und 2015 wurden die «Lionesses» jeweils erst im Halbfinal gestoppt, vor acht Jahren resultierte schliesslich mit Rang 3 das bisherige Bestergebnis. In der Gruppe D sind die Engländerinnen die haushohen Favoritinnen. In der Qualifikation für die WM gewann das Team von Trainerin Sarina Wiegman alle 10 Spiele. An der letzten WM resultierten in der Gruppe mit Japan, Argentinien und Schottland drei Siege.
In diesem Jahr bekommen es die Engländerinnen in der Gruppe D mit Haiti, Dänemark und China zu tun. Ein souveräner Durchmarsch in den Achtelfinal wie 2019 wäre keine Überraschung, auch wenn mit Leah Williamson, Fran Kirby und Beth Mead drei wichtige Spielerinnen verletzt fehlen.
Hinter England darf man einen spannenden Zweikampf zwischen Dänemark und China um den anderen Platz in den Achtelfinals erwarten. Die Däninnen, 1991 und 1995 im WM-Viertelfinal und 2017 an der EM erst im Final unterlegen, sind erstmals seit 16 Jahren wieder an einer WM dabei. Damit kommt auch Pernille Harder, klare Leaderin des Teams und zweimal Europas Fussballerin des Jahres, zu ihrer WM-Premiere.
Team | Fifa-Ranking | WM-Endrunden | Bestes WM-Abschneiden |
---|---|---|---|
England | Nr. 4 |
6. (1995, 2007, 2011, 2015, 2019, 2023) |
Platz 3 (2015) |
Haiti | Nr. 53 |
1. (2023) |
- |
Dänemark | Nr. 13 |
5. (1991, 1995, 1999, 2007, 2023) |
Viertelfinal (1991 & 1995) |
China | Nr. 14 |
8. (1991, 1995, 1999, 2004, 2007, 2015, 2019, 2023) |
Platz 2 (1999) |
Schaut man sich die Bilanzen in den Direktduellen an, hat China gegenüber England und Dänemark die Nase vorn. Die erfolgreichsten Zeiten der Chinesinnen – 2. Rang 1999 und 4. Platz 1995 – liegen allerdings schon etwas zurück. 2003, 2007 und 2015 bedeuteten jeweils die Viertelfinals, 2019 die Achtelfinals Endstation. 2011 verpasste China die Qualifikation.
Die grossen Aussenseiterinnen-Rolle in der Gruppe gehört der Auswahl aus Haiti, die erstmals überhaupt an einer WM dabei ist. Das Team aus der Karibik belegte in der Gruppenphase der Concacaf-Frauenmeisterschaft 2022 den 3. Platz und qualifizierte sich für die WM-Playoffs. Dort löste Haiti dank Siegen gegen Senegal und Chile das Ticket für die Endrunde.
Die Partien
- Samstag, 22.07. – 11:30 Uhr England - Haiti (Brisbane)
- Samstag, 22.07. – 14:00 Uhr Dänemark – China (Perth)
- Freitag, 28.07. – 10:30 Uhr England – Dänemark (Sydney)
- Freitag, 28.07. – 13:00 Uhr China – Haiti (Adelaide)
- Dienstag, 01.08. – 13:00 Uhr China – England (Adelaide)
- Dienstag, 01.08. – 13:00 Uhr Haiti – Dänemark (Perth)
(alle Angaben Schweizer Zeit)
Die Köpfe auf und neben dem Platz
-
Bild 1 von 12. Keira Walsh (26/England). Die Mittelfeldspielerin ist seit September 2022 die teuerste Spielerin der Welt. Sie wechselte für eine Ablösesumme von 405'000 Euro von Manchester City zu Barcelona. Bei den Engländerinnen ist sie die intelligente Taktgeberin im defensiven Mittelfeld. Bildquelle: imago images/Shutterstock.
-
Bild 2 von 12. Alessia Russo (24/England). Die Mittelstürmerin, die auf die kommende Saison von Arsenal zu Manchester United wechselt, soll bei England für die Tore sorgen. An der Heim-EM im Sommer war sie mit vier Treffern und einer Vorlage massgeblich am Titelgewinn der «Lionesses» beteiligt. Bildquelle: imago images/Sportsphoto.
-
Bild 3 von 12. Pernille Harder (30/Dänemark). «Dieses Turnier hat Spielerinnen wie Pernille Harder verdient», sagte Dänemarks Trainer Lars Söndergaard über die Offensivspielerin, die in der kommenden Saison für Bayern München spielt. Harder hat in ihrer Karriere auf Klubebene in 317 Partien 239 Tore erzielt und ist eine der grössten Starspielerinnen an der WM. Bildquelle: imago images/Gonzales Photo.
-
Bild 4 von 12. Kathrine Möller Kühl (20/Dänemark). Sie ist die Frau, die ihre Mitspielerinnen dank ihrer starken Technik und dem guten Auge in Szene setzen kann. Möller Kühl wird sowohl im zentralen Mittelfeld als auch auf den Flügeln eingesetzt. Laut einem ihrer Nachwuchstrainer sei sie technisch gar noch besser als Harder im gleichen Alter. Bildquelle: imago images/ANP.
-
Bild 5 von 12. Wang Shanshan (33/China). An der Asien-Meisterschaft 2022 war die Stürmerin mit fünf Toren beste Spielerin. Und dies, obwohl sie im Halbfinal und im Final als Innenverteidigerin zum Einsatz kam. Kürzlich wurde sie zu Chinas Fussballerin des Jahres gewählt. In Australien und Neuseeland bestreitet Wang ihre dritte WM. Bildquelle: imago images/AFLOSPORT.
-
Bild 6 von 12. Tang Jiali (28/China). Die Spielmacherin war die erste Chinesin, die bei einem Klub in England spielte (bei Tottenham). Aktuell steht sie bei Madrid CFF unter Vertrag. In bisher 30 Länderspielen gelangen ihr neun Tore. Alleine viermal traf sie auf dem Weg zum Titel an der Asien-Meisterschaft. Bildquelle: imago images/Xinhua.
-
Bild 7 von 12. Nérilia Mondesir (24/Haiti). Die Stürmerin ist die unbestrittene Anführerin der «Grenadières». Schon in jungen Jahren sorgte sie für ihr Land auf internationaler Bühne für Furore. An der U15-Meisterschaft der Concacaf 2014 war sie mit sechs Treffern beste Torschützin. 2020 debütierte sie für das Nationalteam. Auf Klubebene spielt Mondesir seit 2017 bei Montpellier. Bildquelle: imago images/Agencia MexSport.
-
Bild 8 von 12. Melchie Dumornay (19/Haiti). Mit nicht einmal 15 Jahren war die Mittelfeldspielerin 2018 mit Haiti an der U20-WM. Im Final der WM-Playoffs gegen Chile erzielte sie beide Tore beim 2:1-Erfolg. Ihre starken Leistungen brachten ihr kürzlich einen Vertrag mit Olympique Lyon ein. Sie wechselt von Reims zum Spitzenklub. Bildquelle: imago imagesIPenta Press.
-
Bild 9 von 12. Sarina Wiegman (England). Die 53-jährige Niederländerin trat ihren Posten als englische Nationaltrainerin im September 2021 an. Letzten Sommer führte sie die «Lionesses» zum EM-Titel. Dabei bewies sie unter anderem ihr Händchen für spielentscheidende Einwechslungen. Beim 2:1-Sieg n.V. im EM-Final waren mit Ella Toone und Chloe Kelly zwei Joker erfolgreich. Bildquelle: imago images/Shutterstock.
-
Bild 10 von 12. Lars Söndergaard (Dänemark). Der 64-Jährige steht bereits seit 2017 bei Dänemark an der Seitenlinie. Insgesamt neun Jahre seiner Karriere verbrachte Söndergaard in Österreich, wo er bei Austria Salzburg, Austria Wien, beim Grazer AK und Wacker Innsbruck als Coach tätig war. Bildquelle: imago images/Sports Press Photo.
-
Bild 11 von 12. Shui Qingxia (China). Als Spielerin gewann die 56-Jährige mit China fünfmal die Asien-Meisterschaften und holte 1996 Olympiasilber. Seit 2021 ist sie als Trainerin im Amt und führte die Chinesinnen im Februar 2022 zum insgesamt neunten Triumph an den Asienmeisterschaften. Bildquelle: imago images/Xinhua.
-
Bild 12 von 12. Nicolas Delépine (Haiti). Der 44-jährige Franzose ist seit Februar 2022 Trainer des Nationalteams von Haiti. Unter seiner Leitung gelang die erstmalige Qualifikation für eine WM. Delépine zeigte sich während der erfolgreichen Qualifikation für die Endrunde taktisch sehr flexibel, zuletzt liess er bevorzugt mit Viererkette spielen. Bildquelle: imago images/Penta Press.
Einige Fakten auf den Punkt gebracht
- Die Siegesserie: England hat in Pflichtspielen zuletzt eine beeindruckende Serie hingelegt. 17 Mal im Folge gingen die «Lionesses» als Siegerinnen vom Platz. In der WM-Qualifikation feierten sie gegen Lettland zudem einen bemerkenswerten Erfolg: Gleich mit 20:0 setzten sie sich durch. Das bedeutete Platz 10 im Ranking der höchsten Länderspiel-Siege bei den Frauen.
- Debütantinnen mit hohen Zielen: Haiti war erst einmal international vertreten. 2018 schied das Land aus der Karibik an der U20-WM der Frauen nach drei Niederlagen nach der Gruppenphase aus. In Australien und Neuseeland will das Team von Trainer Nicolas Delépine auf der grössten Bühne richtig für Furore sorgen: «Meine Schützlinge wollen, dass wir die WM gewinnen, da wir nun schon einmal qualifiziert sind», sagte der Franzose schmunzelnd.
- Harders langes Warten: Erstmals seit 2007 ist Dänemark wieder an einer WM dabei. Damit erlebt Starspielerin Pernille Harder in Australien und Neuseeland ihre Premiere. Ihr Debüt im Nationalteam gab die Offensivspielerin bereits im Oktober 2009 im Alter von 16 Jahren. In der WM-Quali gegen Georgien gelangen ihr sogleich 3 Tore. Nach 93 Länderspielen hat sie 49 Treffer auf dem Konto.
- Das fast perfekte Turnier: An der WM 1999 erreichte China den Final gegen die gastgebenden USA. Auf dem Weg dorthin reihten die Asiatinnen 5 eindrückliche Siege aneinander. Dabei schossen sie 19 Tore und kassierten nur 2 Gegentreffer. Auch im Endspiel liessen sie sich von den favorisierten Amerikanerinnen nicht knacken. Nach einem 0:0 nach 120 Minuten zog China erst durch ein 4:5 im Penaltyschiessen den Kürzeren.
Die Fortsetzung
Die Siegerinnen der Gruppe D bekommen es im Achtelfinal mit dem Zweitplatzierten der Gruppe B (Australien, Irland, Nigeria, Kanada) zu tun. Die Zweitplatzierten treffen auf die Besten aus dem Pool B.