Die Stärkeverhältnisse
Die grossen Favoritinnen in der Gruppe G kommen aus Schweden. Bei sämtlichen seit 1991 ausgetragenen Weltmeisterschaften waren die Skandinavierinnen dabei, bei fünf der letzten sechs grossen Turniere erreichten sie mindestens den Halbfinal. An der Europameisterschaft 2022 in England reichte es bis in die Runde der letzten Vier, wo mit einem krachenden 0:4 gegen die Gastgeberinnen und späteren Europameisterinnen Schluss war. Dies war Schwedens erste Niederlage nach 90 Minuten seit beinahe zwei Jahren. Während die Schwedinnen 1984 die erste ausgetragene EM gewinnen konnten, fehlt ihnen der WM-Titel noch. Dieser soll mit einem talentierten Kader an der 9. WM endlich klargemacht werden.
Erst zum zweiten Mal an einer Weltmeisterschaft dabei ist Südafrika. Bei der ersten Teilnahme vor vier Jahren schied «Banyana Banyana», wie die Nationalmannschaft auch genannt wird, nach den drei Gruppenspielen aus. Gegen die favorisierten Teams aus Deutschland, China und Spanien schlugen sich die Südafrikanerinnen zwar wacker, blieben allerdings ohne Punkte. Ganz anders beim Afrika-Cup 2022: Mit sechs Siegen in sechs Spielen kürte sich Südafrika souverän erstmals zum Afrikameister. Selbstvertrauen dürfte beim Aussenseiter der Gruppe G also vorhanden sein.
Team | Fifa-Ranking | WM-Endrunden | Bestes WM-Abschneiden |
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Schweden | Nr. 3 | 9 (1991, 1995, 1999, 2003, 2007, 2011, 2015, 2019, 2023) | Platz 2 (2003) |
Südafrika | Nr. 54 | 2 (2019, 2023) |
Vorrunde (2019) |
Italien | Nr. 16 | 4 (1991, 1999, 2019, 2023) | Viertelfinal (1991, 2019) |
Argentinien | Nr. 28 | 4 (2003, 2007, 2019, 2023) |
Vorrunde (2003, 2007, 2019) |
Bei der letzten WM-Endrunde vor vier Jahren in Frankreich reichte es für Italien bis in den Viertelfinal. Die Gruppenphase schlossen die «Azzurre» dank dem besten Torverhältnis noch vor Australien und Brasilien als Erste ab. Nach einem überzeugenden 2:0-Sieg gegen China im Achtelfinal war dann in der Runde der besten Acht gegen die späteren Finalistinnen aus den Niederlanden Schluss. Auf die starke Leistung bei der WM 2019 folgte die Enttäuschung bei der EM 2022. Nach den drei Gruppenspielen gegen Frankreich, Belgien und Island mit nur einem ergatterten Punkt mussten die Italienerinnen die Koffer packen. Nun wollen sie in der herausfordernden Gruppe G zeigen, dass sie es besser können.
Bei der Kombination von «Fussball» und «Argentinien» kommt vielen Fussballfans als erstes wohl Lionel Messi in den Sinn, wie er an der WM 2022 den langersehnten Pokal in den katarischen Himmel streckte. Die Situation bei der Nationalmannschaft der Frauen sieht etwas anders aus: Dreimal konnten sich «Las Guerreras» für eine Weltmeisterschaft qualifizieren, über die Gruppenphase hinaus kamen sie bislang noch nie. An der WM 2019 schieden die Südamerikanerinnen hinter England und Japan als schlechtester Gruppendritter aus. Viel besser verlief die Südamerikameisterschaft 2022, wo dank einem 3:1 gegen Paraguay der dritte Platz und somit die WM-Qualifikation erreicht wurde.
Die Partien
- Sonntag, 23.07. – 07:00 Uhr Schweden - Südafrika (Wellington)
- Montag, 24.07. – 08:00 Uhr Italien - Argentinien (Auckland)
- Freitag, 28.07. – 02:00 Uhr Argentinien - Südafrika (Dunedin)
- Samstag, 29.07. – 09:30 Uhr Schweden - Italien (Wellington)
- Mittwoch, 02.08. – 09:00 Uhr Argentinien - Schweden (Hamilton)
- Mittwoch, 02.08. – 09:00 Uhr Südafrika - Italien (Wellington)
(alle Angaben Schweizer Zeit)
Die Köpfe auf und neben dem Platz
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Bild 1 von 12. Fridolina Rolfö (29/Schweden). Sie ist aktuell eine der besten Angreiferinnen, was sie kürzlich im Final der Königsklasse bewies: In der 70. Minute erzielte Rolfö das 3:2, womit sie dem FC Barcelona den zweiten CL-Titel bescherte. Die 29-Jährige befindet sich derzeit in der Form ihres Lebens und wurde zuletzt zweimal in Folge als beste schwedische Spielerin ausgezeichnet. Bildquelle: IMAGO / Bildbyran.
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Bild 2 von 12. Caroline Seger (38/Schweden). Mit über 230 Einsätzen ist Caroline Seger nicht nur Schwedens Rekordspielerin, sondern auch Europas erfahrenste Spielerin aller Zeiten. Die 38-jährige Mittelfeldspielerin steht seit 6 Jahren wieder in ihrer Heimat unter Vertrag, davor spielte die zweifache Fussballerin des Jahres erfolgreich in den USA und in Frankreich. Bildquelle: IMAGO / Bildbyran.
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Bild 3 von 12. Hildah Magaia (28/Südafrika). Die 28-jährige Stürmerin war im Afrika-Cup-Final 2022 gegen Marokko die entscheidende Figur: Mit einem Doppelpack innerhalb von 12 Minuten stellte Magaia nach der Halbzeit auf 2:0. Diese Tore reichten am Ende zum ersten grossen Triumph der «Banyana Banyana». Seit einem Jahr geht sie für Sejong Sportstoto in Südkorea auf Torejagd. Bildquelle: IMAGO / Sulaiman Pooja.
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Bild 4 von 12. Thembi Kgatlana (27/Südafrika). Neben Magaia soll Thembi Kgatlana in der Offensive wirbeln. Sie ist zwar ein Jahr jünger als ihre Sturmpartnerin, aber wesentlich erfahrener. In 63 Länderspielen konnte Kgatlana 22 Tore erzielen, womit sie die zweittreffsicherste Akteurin im Kader ist. Nach einer Saison bei Atlético Madrid spielt sie seit 2022 in den USA bei Racing Louisville. Bildquelle: IMAGO / Richard Wareham.
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Bild 5 von 12. Cristiana Girelli (33/Italien). Vieles dürfte bei Italien von der Verfassung von Starstürmerin Cristiana Girelli abhängen. Die Kapitänin der «Azzurre» ist sowohl bei Italien als auch beim fünffachen Serienmeister Juventus absoluter Dreh- und Angelpunkt. Mit satten 53 Treffern in 103 Spielen ist Girelli Italiens drittbeste Torschützin aller Zeiten. Bildquelle: IMAGO / Action Plus.
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Bild 6 von 12. Giulia Dragoni (16/Italien). Drei Spielerinnen unter 20 Jahren sind in Italiens Kader dabei. Das Küken der Mannschaft ist die erst 16-jährige Giulia Dragoni, die am 1. Juli 2023 im Testspiel gegen Marokko ihr Nationalmannschaftsdebüt gab. Als einzige aller 23 Spielerinnen steht sie im Ausland, bei der zweiten Mannschaft vom FC Barcelona, unter Vertrag. Bildquelle: IMAGO / AFLOSPORT.
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Bild 7 von 12. Yamila Rodriguez (25/Argentinien). Die kreative und torgefährliche Aussenstürmerin hatte grossen Anteil an der Qualifikation der «Albiceleste» für die Weltmeisterschaft. Bei der Copa América Femenina 2022 erzielte Rodriguez in 6 Spielen 6 Tore, zwei im entscheidenden Spiel um Platz Drei gegen Paraguay. Seit Januar 2023 spielt sie in Brasilien für Palmeiras. Bildquelle: IMAGO / Sebastian Frej.
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Bild 8 von 12. Estefania Banini (33/Argentinien). Torjägerin Yamila Rodriguez wird an der WM in Down Under auf die Geniestreiche von Estefania Banini angewiesen sein. Die 33-jährige Mittelfeldspielerin von Atlético Madrid war in der WM-Qualifikation mit 1 Tor und 3 Vorlagen ein unverzichtbarer Bestandteil von «Las Guerreras». Sie kündigte bereits an, dass dies ihre letzte WM sein wird. Bildquelle: IMAGO / Sebastian Frej.
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Bild 9 von 12. Peter Gerhardsson (Schweden). Seit 6 Jahren amtet Peter Gerhardsson als Nationaltrainer der Schwedinnen. Davor war der 63-Jährige aus Uppsala während 8 Jahren im Männerfussball bei BK Häcken tätig. Gerhardsson lässt die schwedische Nationalmannschaft einen sehr attraktiven und offensiven Fussball spielen, was nicht zuletzt die 32:2 Tore in der WM-Quali beweisen. Bildquelle: IMAGO / Bildbyran.
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Bild 10 von 12. Desiree Ellis (Südafrika). Für den grössten Erfolg Südafrikas zeichnete sich zu einem wesentlichen Teil Desiree Ellis verantwortlich. Unter der Leitung der 60-Jährigen aus Kapstadt gewannen «Banyana Banyana» 2022 erstmals die Afrikameisterschaft mit nur drei Gegentoren in sechs Spielen. Ellis, früher selbst Nationalspielerin, ist seit über fünf Jahren Nationaltrainerin. Bildquelle: IMAGO / Shengolpixs.
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Bild 11 von 12. Milena Bertolini (Italien). Ebenfalls bereits länger im Amt ist Italiens Nationaltrainerin Milena Bertolini. Die 57-Jährige aus Correggio betreut die «Azzurre» seit August 2017 und musste zuletzt bei der EM 2022 einen herben Dämpfer hinnehmen. Als nach der Vorrunde schon Schluss war, wurden kritische Stimmen laut. Die WM ist die Chance zur Wiedergutmachung. Bildquelle: IMAGO / Gruppo LiveMedia.
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Bild 12 von 12. Germán Portanova (Argentinien). Die Geschicke der «Albiceleste» leitet zwei Jahren Germán Portanova, der zugleich seit einem Jahr noch die U20-Nationalmannschaft betreut. Der 49-Jährige aus Buenos Aires wurde nach Erfolgen im argentinischen Klubfussball geholt, um Ruhe und Harmonie in die von Spannungen geprägte Nationalmannschaft reinzubringen. Bildquelle: IMAGO / Sebastian Frej.
Einige Fakten auf den Punkt gebracht
- Die ewigen Gratulantinnen: Bereits viermal standen die Schwedinnen auf dem WM-Podium, ohne einmal den Pokal in die Höhe gestemmt zu haben. Keine andere Nationalmannschaft kann dies von sich behaupten. Bei der allerersten WM in China 1991, der WM in Deutschland 2011 und der Endrunde in Frankreich 2019 reichte es jeweils zu Bronze. Ganz nahe dran war die aktuelle Weltnummer 3 an der WM vor 20 Jahren: In den USA verlor sie das Finalspiel gegen Deutschland unglücklich durch ein Golden Goal in der 98. Minute.
- Magere Bilanz gegen Europäerinnen: Im Gegensatz zu vielen anderen afrikanischen Mannschaften duellierte sich Südafrika bereits mit zahlreichen europäischen Nationen. Von 40 Begegnungen konnten aber nur gerade 6 gewonnen werden, davon eine gegen die Schweiz (3:2 im Juli 2009). Gegen Gruppengegner Schweden erreichten die Südafrikanerinnen immerhin ein Unentschieden bei drei verlorenen Spielen.
- Juventus und AS Roma: Italiens Nationalmannschaft ist gespickt mit Spielerinnen der zwei besten einheimischen Klubs. Beim amtierenden Meister aus der Hauptstadt stehen 8 und bei Juve gar 9 Akteurinnen unter Vertrag, darunter Captain und Torjägerin Cristiana Girelli. Die restlichen sechs Spielerinnen tragen die Trikots der beiden Mailänder Vereine AC und Inter, der ACF Fiorentina, US Sassuolo (2) und Barcelona. Die drei Torhüterinnen spielen zwar bei drei verschiedenen Teams, keine ist aber «Juventina» oder «Romanista».
- Noch kein WM-Sieg: Es ist kaum zu glauben, aber die Argentinierinnen warten trotz dreier Teilnahmen noch immer auf den ersten WM-Sieg. Bei den ersten zwei Versuchen 2003 und 2007 hagelte es für die «Albiceleste» gleich sechs Niederlagen in sechs Spielen mit einem Gesamttorverhältnis von 2:33. An der WM 2019 wurden immerhin die ersten zwei Punkte geholt. In der Gruppe G dürfte sich Argentinien vor allem mit Italien um das historische Weiterkommen duellieren.
Die Fortsetzung
Die Siegerinnen der Gruppe G bekommen es im Achtelfinal mit den Zweitplatzierten der Gruppe E (USA, Niederlande, Portugal, Vietnam) zu tun. Die Zweitplatzierten treffen auf die Besten aus dem Pool E.