Die Stärkeverhältnisse
Alles andere als ein souveräner Achtelfinal-Einzug von Deutschland wäre eine Sensation. Das Team von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg ist in der Gruppe H klar favorisiert. Zuletzt überzeugte die DFB-Auswahl allerdings nicht, schlug Vietnam mühsam 2:1 und unterlag Sambia 2:3. Captain Alexandra Popp betont deshalb: «Es muss uns klar sein, dass wir gegen alle 100 Prozent geben müssen. Wir dürfen keinen Gegner unterschätzen.»
Am allerwenigsten Südkorea. Die Asiatinnen reihten zuletzt 3 Siege aneinander, unter anderem zweimal gegen Sambia. In Torlaune zeigten sich vor allem Eun-sun Park und Geum-min Lee. Der englische Headcoach Colin Bell baut auf Routine: Über die Hälfte der nominierten Spielerinnen ist über 30 Jahre alt.
Team | Fifa-Ranking | WM-Endrunden | Bestes WM-Abschneiden |
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Deutschland | Nr. 2 | 9 (1991, 1995, 1999, 2003, 2007, 2011, 2015, 2019, 2023) | Weltmeister (2003, 2007) |
Kolumbien | Nr. 25 | 3 (2011, 2015, 2023) | Achtelfinal (2015) |
Südkorea | Nr. 17 | 4 (2003, 2015, 2019, 2023) | Achtelfinal (2015) |
Marokko | Nr. 72 | 1 (2023) | – |
Das schon seit 6 Jahren von Nelson Abadia betreute Kolumbien ist hinter Brasilien zur Nummer 2 in Südamerika aufgestiegen. Den letztjährigen Copa-America-Final gegen Brasilien verloren die Kolumbianerinnen nur knapp (0:1). Das WM-Kader besteht ausschliesslich aus Spielerinnen, die in der Heimat, Brasilien oder Spanien tätig sind.
Die WM-Debütantinnen aus Marokko wollen es der Männer-Auswahl gleichtun und an der Endrunde für Furore sorgen. Defensiv scheint das vom Franzosen Reynald Pedros betreute Team recht stabil zu stehen. Sowohl Italien wie der Schweiz rangen die Marokkanerinnen in den letzten Tests ein 0:0 ab. Vorne müssen Tottenham-Stürmerin Rosella Ayane und Co. allerdings noch zulegen. Mit Elodie Nakkach (Servette) steht auch eine Spielerin aus der hiesigen Women's Super League im Kader.
Die Partien
- Montag, 24.07. – 10:30 Uhr Deutschland - Marokko (Melbourne)
- Dienstag, 25.07. – 04:00 Uhr Kolumbien - Südkorea (Sydney)
- Sonntag, 30.07. – 06:30 Uhr Südkorea - Marokko (Adelaide)
- Sonntag, 30.07. – 11:30 Uhr Deutschland - Kolumbien (Sydney)
- Donnerstag, 03.08. – 12:00 Uhr Südkorea - Deutschland (Brisbane)
- Donnerstag, 03.08. – 12:00 Uhr Marokko - Kolumbien (Perth)
(alle Angaben Schweizer Zeit)
Die Köpfe auf und neben dem Platz
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Bild 1 von 12. Alexandra Popp (32/Deutschland). Die Wolfsburgerin ist aus der DFB-Auswahl fast nicht mehr wegzudenken: Seit 2010 im Nationalteam, 128 Spiele, 62 Tore, seit 2019 Kapitänin. Hätte sie den EM-Final 2022 gegen England (1:2 n.V) nach einer überragenden Endrunde nicht verletzungsbedingt verpasst, hiessen die amtierenden Europameisterinnen vielleicht Deutschland. Bildquelle: Imago/Lacy Perenyi.
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Bild 2 von 12. Svenja Huth (32/Deutschland). Wie Popp steht die Aussenläuferin beim VfL Wolfsburg unter Vertrag. Das Palmarès der laufstarken Vorbereiterin ist beeindruckend: 3 Meistertitel, 8 Cup-Siege, Champions-League-Sieg, EM-Titel, Olympia-Gold – da fehlt eigentlich nur der WM-Titel. Bildquelle: Imago/Lacy Perenyi.
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Bild 3 von 12. Eun-sun Park (36/Südkorea). Für die Stürmerin ist es die 3. WM-Teilnahme nach 2003 und 2015, nachdem sie zuletzt 7 Jahre nicht mehr ins Nationalteam berufen worden war. Wegen ihrer Grösse (1,82 m) und kräftiger Statur stellten Coaches rivalisierender südkoreanischer Klubs in den 2010er-Jahren ihr Geschlecht in Frage – und mussten nach einem Entrüstungssturm zurückkrebsen. Bildquelle: Imago/ActionPlus.
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Bild 4 von 12. Geum-min Lee (29/Südkorea). Die Stürmerin spielt seit 2019 in England, zunächst für Manchester City, seit drei Jahren bei Brighton. Es ist ihre 3. WM-Teilnahme in Folge. Beim desolaten Abschneiden Südkoreas vor vier Jahren (0 Punkte, 1:8 Tore) erzielte sie den einzigen Treffer der «Taegeuk Ladies». Bildquelle: Imago/PentaPress.
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Bild 5 von 12. Linda Caicedo (18/Kolumbien). Die Stürmerin, die im Februar aus ihrer Heimat zu Real Madrid wechselte, gilt als begnadete Technikerin. An der Copa America 2022 erhielt sie den Goldenen Ball für die beste Spielerin des Turniers. Ihr Debüt im Nationalteam gab Caicedo im Alter von ... 14 Jahren. Bildquelle: Imago/Zuma Wire.
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Bild 6 von 12. Catalina Usme (33/Kolumbien). Die Stürmerin, die seit geschlagenen 17 Jahren im Nationalteam spielt, ist in Hochform: In jedem der letzten 5 Spiele erzielte die Akteurin von America de Cali ein Tor. Es ist ihre 3. WM nach 2011 und 2015 (bislang 1 Treffer an einer Endrunde). Bildquelle: Imago/Action Plus.
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Bild 7 von 12. Ghizlane Chebbak (32/Marokko). Die Regisseurin und Rekord-Nationalspielerin surft besonders seit letztem Jahr auf einer Erfolgswelle: Mit ihrem Klub AS FAR gewann sie die afrikanische Champions League. Mit dem Nationalteam erreichte die Tochter des einstigen Nationalspielers Larbi Chebbak den Final des Afrika Cups und wurde dort zur besten Spielerin des Turniers gewählt. Bildquelle: Imago/SportsPressPhoto.
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Bild 8 von 12. Rosella Ayane (27/Marokko). Die im englischen Reading geborene Stürmerin durchlief die englischen Juniorinnen-Auswahlen, ehe sie sich 2021 für das Heimatland ihres Vaters entschied. Im Afrika-Cup-Final 2022 gegen Südafrika (1:2) weckte die Tottenham-Akteurin mit ihrem Anschlusstor nochmals die Hoffnungen der «Atlas-Löwinnen». Bildquelle: Imago/SportsPressPhoto.
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Bild 9 von 12. Martina Voss-Tecklenburg (Deutschland). Nach ihren 6 erfolgreichen Jahren als Coach der Schweizerinnen übernahm die Duisburgerin 2018 die deutsche Auswahl. Obwohl sie einen Vertrag bis zur EM 2025 hat, geht es an der WM auch um ihren Job: Nach dem Viertelfinal-Out vor 4 Jahren dürfte ein erneutes frühes Scheitern die Position der 55-Jährigen in Frage stellen. Bildquelle: Imago/ActionPictures.
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Bild 10 von 12. Colin Bell (Südkorea). Der 61-jährige Engländer coacht Südkorea seit Herbst 2019. Dem ehemaligen Bundesliga-Verteidiger mit über 30-jähriger Trainer-Erfahrung ist es gelungen, den Abwärtstrend der Südkoreanerinnen zu stoppen. An der Asienmeisterschaft 2022 verpasste das Team den Titel hauchdünn (2:3 im Final gegen China nach 2:0-Führung). Bildquelle: Imago/Shutterstock.
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Bild 11 von 12. Nelson Abadia (Kolumbien). Unter dem 67-Jährigen ist den Kolumbianerinnen in den letzten 6 Jahren ein stetiger Aufstieg gelungen. An den Panamerikanischen Spielen 2019 holten sie den Titel durch einen Finalsieg über Argentinien, letztes Jahr verpassten sie den Titel an der Copa America knapp. Abadia stieg 2014 als Assistent beim Verband ein, seit 2017 ist er Chefcoach. Bildquelle: Imago/Independent Photo Agency.
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Bild 12 von 12. Reynald Pedros (Marokko). Der 51-jährige Franzose wurde während seiner Aktivkarriere trotz seiner Qualitäten wegen zweier kapitaler Fehler im Nationalteam zum Buhmann. Als Trainer feierte Pedros, der auch kurzzeitig für den Waadtländer Klub Baulmes spielte, mit Lyons Frauen-Team zwei CL-Erfolge. Ende 2020 übernahm er Marokko. Bildquelle: Imago/Shengolpix.
Einige Fakten auf den Punkt gebracht
- Die gelernte Tierpflegerin Alexandra Popp machte vor der WM-Anreise Deutschlands eine Präsentation über die Fauna Australiens – und erwähnte auch die hochgiftigen Spinnen. Das sei bei den Kolleginnen «nicht so gut angekommen», gab die 32-Jährige zu.
- Der Spitzname des kolumbianischen Teams lautet in Anlehnung an eine Superheldinnen-Cartoon-Serie «Las chicas superpoderosas» (The Powerpuff Girls, deutsch ungefähr: «Die super-mächtigen Mädchen»).
- Die in den USA aufgewachsene Südkoreanerin Casey Phair ist mit 16 Jahren und 21 Tagen (beim WM-Auftakt) die jüngste Spielerin aller 32 teilnehmenden Teams.
- Die Marokkanerinnen lösten das WM-Ticket am letztjährigen Afrika-Cup durch einen Viertelfinal-Sieg über Botswana im heimischen Rabat vor 50'000 Fans.
Die Fortsetzung
Die Siegerinnen der Gruppe H bekommen es im Achtelfinal mit den Zweitplatzierten der Gruppe F (Frankreich, Brasilien, Jamaika, Panama) zu tun. Die Zweitplatzierten treffen auf die Besten aus dem Pool H.