Neuseelands Heldinnen sonnten sich nach dem Coup zum WM-Auftakt gegen Norwegen im frisch erarbeiteten Ruhm, als im Herzen von Auckland plötzlich dunkle Rauchschwaden aufzogen. Die Brandmeldeanlage des Pullman Hotels schreckte die Neuseeländerinnen auf, denn plötzlich stand ein kleiner Teil des Mannschaftsquartiers in Flammen. Das Team brachte sich über einen Feuerausgang rechtzeitig in Sicherheit und fand übergangsweise in einem benachbarten Restaurant Unterschlupf.
Dies sei «keine Situation, in der man sein möchte», schilderte Abwehrspielerin CJ Bott den Vorfall am Sonntag. Laut lokalen Medien wurde ein Mann festgenommen und wegen Einbruchs sowie Brandstiftung angeklagt. 48 Stunden vor dem zweiten Gruppenspiel am Dienstag gegen die Philippinen in Wellington sei ein derartiger Schrecken definitiv «nicht ideal», führte Bott aus – zumal es nicht der erste der Heim-WM war.
Tote nach Schiesserei vor 1. WM-Spiel
Denn kurz vor Neuseelands «Sensation für die Geschichtsbücher» ( New Zealand Herald) gegen Norwegen (1:0) hatte ein Mann auf einer Baustelle nahe der offiziellen Fanzone in Auckland zwei Menschen erschossen, mindestens sechs weitere verletzt und sich selbst getötet. Doch das alles soll Neuseelands «Football Ferns» nicht aus der Spur bringen, der Weg in den Achtelfinal scheint nach dem ersten Triumph im 16. WM-Spiel geebnet.
Wir tragen in gewisser Weise das Gewicht des Landes auf unseren Schultern.
Schon ein weiterer Erfolg am Dienstag könnte dafür reichen. Die Rugby-Nation ist jedenfalls zumindest ein kleines bisschen im Fussballfieber – die Ansprüche sind schnell gewachsen. «Wir haben jetzt grössere Erwartungen an uns», sagte Hannah Wilkinson, Siegtorschützin im ersten Spiel: «Wir sind in einer Situation, in der wir wirklich daran glauben, dass wir Spiele gewinnen und gute Teams schlagen können.»
Das Team habe mit dem Norwegen-Spiel «einen neuen Standard» gesetzt, ergänzte Bott: «Wir werden nicht von diesem Standard heruntergehen. Ich würde gerne glauben, dass es für uns keine Obergrenze gibt. Man sollte sich nie Grenzen setzen.» Durch die gestiegene Aufmerksamkeit spüre das Team nun aber auch «einen gewissen Druck», führte die 28-Jährige aus: «Wir tragen in gewisser Weise das Gewicht des Landes auf unseren Schultern.»
Philippinen als «Partycrasher»?
Das will der Aussenseiter von den Philippinen ausnutzen – und in die Rolle des «Partycrashers» schlüpfen. «So motivierend es für Neuseeland ist, so motivierend ist es für uns», sagte Trainer Alen Stajcic trotz des 0:2 zum Auftakt gegen die Schweiz selbstbewusst: «Wir wollen ihnen das Spiel verderben. Es ist nicht nur ihre Party, sondern die von uns allen.» Und bei dieser Party kommt es hoffentlich zu keinen weiteren Zwischenfällen abseits des Platzes.