Langsam, aber stetig wächst die Anzahl an Fahnen, Schildern und Plakaten, die in Dunedin (ausgesprochen «Danid’n») auf die WM hinweisen. Wer durch die Stadt fährt, muss damit rechnen, sich hinter Fahrzeugen der Fifa einzuordnen. Vom Schweizer Teambus über Shuttlebusse für «Very Very Important People» bis hin zu etwas weniger feudalen Volunteer-Transporten.
Doch vom allgegenwärtigen WM-Slogan «Beyond Greatness» ist die Begeisterung im leicht verschlafenen und zugleich sehr Rugby-verrückten Dunedin noch weit entfernt. Allgemein fällt es Neuseeland im Vergleich mit Co-Gastgeber Australien deutlich schwerer, dieselbe Euphorie für die WM zu entfachen. Entsprechend wurden für vier Partien im Lande der Kiwis je 5000 Tickets gratis zur Verfügung gestellt. Zu jenem Quartett mit mangelnder Anziehungskraft zählt auch das Startspiel der Schweiz gegen die Philippinen.
Vom «End der Welt» (fast) ans Ende der Welt
Los ging die Schweizer WM-Kampagne in Magglingen, am «End der Welt». Jetzt ist man geografisch betrachtet relativ nahe am Ende der Welt. Einige kleine Inseln ausgenommen, kommt südlich nur noch die Antarktis. Antarktische Gefühle entwickelt man auch angesichts des extremen Temperaturunterschieds. Aus dem seeländischen Sommer in den neuseeländischen Winter, von über 30 zu mitunter weniger als 10 Grad Celsius.
Nicht prüfungsrelevant, aber interessant: Dunedin ist die älteste Stadt des Landes und wird von rund 130'000 Einwohnerinnen und Einwohnern bewohnt. Flächenmässig ist in Neuseeland einzig Auckland noch grösser. Hier leben Seebären, Albatrosse und die seltenen Gelbaugenpinguine.
Die Stadt ist schottisch geprägt, seit 1848 schottische Siedler den Ort erreichten. Der gälische Name «Dùn Èideann» bedeutet, genau wie bei der schottischen Hauptstadt Edinburgh, «Festung am Hügelhang». Fun Fact: Das «Edinburgh des Südens» darf sich für die steilste Strasse der Welt rühmen. Die 3,5 Kilometer lange Baldwin Street hat eine maximale Steigung von 35 %.
Vom Saudi-Geld zu First Nations
Zu lesen ist vielerorts auch «Otepoti», Maori für Dunedin. Die Fifa legt betont Wert darauf, Ortsnamen der «First Nations» gleichberechtigt einzubeziehen. Dieselbe Fifa, die erst nach lauten Protesten von der Tourismusbehörde Saudi-Arabiens als WM-Sponsor Abstand genommen hatte. Einem Land, in dem Frauen in Stadien etwa so häufig vorkommen wie Schneefall im saudischen Sommer.
Doch zurück in den Südosten der neuseeländischen Südinsel. Zwei ihrer drei Spiele bestreitet die Schweiz im Dunedin Stadium (dazwischen geht es fürs Duell mit Norwegen nach Hamilton).
Hier rockten einst Queen – und demnächst die Nati?
«The Glasshouse», wie das erste vollständig geschlossene Stadion der Welt mit Naturrasen genannt wird, bietet 30’000 Besucherinnen und Besuchern Platz. Hauptsächlich dient es als Rugby-Stadion, oft finden auch Konzerte statt.
So rockten hier schon Queen, Elton John, der 2020 rund 35'000 Fans in Ekstase versetzte, oder Ed Sheeran. Ab Freitag hofft die Schweizer Nati darauf, im Dunedin Stadium für die Musik zu sorgen.