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Zyklus bestimmt Nati-Training Früher ein Tabuthema – heute ein wichtiges Tool für Erfolg

Wissenschaftlicher Fortschritt als wichtiges Puzzleteil: An der WM 2023 in Australien und Neuseeland nutzen die Schweizer Fussballerinnen den Menstruationszyklus zu ihren Gunsten.

Kraft, Ausdauer und Durchsetzungsvermögen: Nebst technischen Fähigkeiten im Umgang mit dem Ball wird Spitzenfussballerinnen in körperlicher Hinsicht viel abverlangt. Maximale Leistung können sie aber nur erbringen, wenn sie sich rundum wohlfühlen.

Seit geraumer Zeit wird darum auf ein zyklusorientiertes Training geachtet. Das hilft gegen Beschwerden und kann Verletzungen vorbeugen. Die Menstruation bestimmt den Trainingsplan, um individuell die perfekten Voraussetzungen zu schaffen.

Wenn ich helfen kann, verletzungsfrei zu bleiben und die Forschung auf diesem Gebiet weiterzuentwickeln, macht es mir nichts aus, darüber zu sprechen.
Autor: Meriame Terchoun Nationalspielerin

Und so funktioniert die hochkomplexe Wissenschaft: Die Spielerinnen tracken ihren Zyklus mit einer App, nehmen also die weibliche Physiologie unter die Lupe und teilen die intimen Informationen anschliessend mit dem Medical-Staff.

In den 4 Phasen werden je 3 Parameter berücksichtigt

Als Eingriff in die Privatsphäre wird das Ganze nicht verstanden. «Es ist nun mal Teil des Frauensports. Wenn ich helfen kann, verletzungsfrei zu bleiben und die Forschung auf diesem Gebiet weiterzuentwickeln, macht es mir nichts aus, darüber zu sprechen», sagt etwa Nationalspielerin M eriame Terchoun.

Primär bei der Physis verweisen die Verantwortlichen auf ein entscheidendes, effektives Tool. Die Arbeit rund um das einstige Tabuthema wird mit einem Schweizer Uhrwerk verglichen.

Ein Zyklus dauert um die 28 Tage und wird eingeteilt in 4 Phasen, die Einfluss auf die körperliche Leistungsfähigkeit haben. Dabei fliessen die 3 Parameter Regeneration, Ernährung und Aktivierung mit ein.

Die Östrogen-Menge ist der springende Punkt

Der Grund für die unterschiedliche Verfassung ist das stark variierende Powerhormon Östrogen, das für den Muskelaufbau zentral ist:

  • So etwa ist in der Phase 1 das Muskeltraining ausgesprochen effektiv.
  • Dagegen nimmt die Leistungsfähigkeit nach dem Eisprung drastisch ab.

Terchoun bestätigt, dass sie sich seit der Trainingsadaption deutlich besser fühle. Sie spüre einen wesentlichen Unterschied und könne die Intensität des Trainings entsprechend dosieren. So klagte sie früher über enorme Kopfschmerzen während der prämenstruellen Phase. Durch einen zusätzlich geringeren Kaffeekonsum und angepasste Trainingsumfänge bekam die 27-Jährige das Problem in den Griff.

Im untenstehenden Video äussert sich Sibylle Matter Brügger von Swiss Olympic, die medizinische Verantwortliche des Projekts Frauen Spitzensport, zur Wichtigkeit des neu aufgekommenen Zusammenspiels zwischen dem weiblichen Körper und Spitzensport.

SRF zwei, FIFA WM-Magazin, 23.07.2023 20:05 Uhr ; 

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