«Endlich», sagen viele, ist die WM im Gang. Wie war das bei Ihnen: Haben Sie dem Turnier zuletzt auch regelrecht entgegen gefiebert?
Christian Gross: Ich habe mich echt gefreut, wie alle 4 Jahre. Denn die Ambiance ist multikulturell, ja fast folkloristisch. Die Vorfreude war gross, und es hat gut begonnen.
Die ersten 8 Spiele sind vorbei. Welche Erkenntnisse haben sie Ihnen gebracht?
Es wurde mit viel Spielfreude und Zug nach vorne gespielt. Es gab viele Tore und überraschenderweise war das Wetter nicht so sonnig, wie man es sich vorgestellt hatte. Es gab Regenpartien, die das Spiel sicherlich beeinflussten. Die im Rückstand liegende Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit enorm Mühe.
Liegt für Spanien nach dem Startdebakel noch etwas drin?
Ich habe mir auch Chile gegen Australien angesehen und glaube, dass Spanien beide Mannschaften schlagen kann.
Haben Sie sich über die Schiedsrichterleistungen geärgert?
Ich will mich auf diese Diskussionen gar nicht einlassen. Denn Fehler gibt es. Sicherlich toll ist die Torlinientechnik, dann sieht man, ob der Ball wirklich drin ist oder nicht.
Auch die Schweiz greift endlich ins Turnier ein. Ihr wird mindestens das Potenzial für den Achtelfinal-Einzug attestiert. Von Ihnen auch?
Es kommt auf das Startspiel an. Wenn sie dieses gewinnen können und vielleicht sogar Gruppenerster werden, dann traue ich ihnen viel zu. Sie haben nichts zu verlieren.
Welche Erinnerungen haben Sie an Stürmer Felipe Caicedo vom Schweizer Startgegner Ecuador, den sie von 2006 bis 2008 beim FC Basel trainierten?
Seine Unerschockenheit und sein selbstbewusstes Auftreten, sind mir in bester Erinngerung. Mit 17 Jahren musste man ihm in New York nicht erklären, wie man den Flughafen wechselt. Er musste sich hochkämpfen. Und so spielt er auch: abgezockt und torgefährlich. Ich freue mich, ihn spielen zu sehen und hoffe, dass er in Topform ist.
Caicedo wusste schon mit 17 Jahren, wie er am Flughafen umsteigen muss
Ihr letztes Engagement an der Seitenlinie ist bei YB vor gut 2 Jahren zu Ende gegangen. Wie sieht Ihre nahe Zukunft aus, streben Sie eine Rückkehr als Trainer an?
Das ist unbestimmt. Das Trainer-Geschäft kostet viel Energie. Entscheidend sind die Offerten, der Klub und das entsprechende Umfeld. Bisher habe ich alle Angebote abgelehnt. Aber die Freude ist noch da, das ist das Wichtigste. Ich verfolge den Fussball immer noch intensiv und genau. Aktiv biete ich mich aber nicht an.