Es wäre vermessen und wohl auch ziemlich frech, unseren deutschen Journalisten-Kollegen zu unterstellen, dass sie das Einmaleins nicht beherrschen. Wenn es aber um Rechenspiele in WM-Gruppenkonstellationen geht, fehlt ihnen auf jeden Fall die Übung. Bis jetzt.
Nur wenige Stunden nach der Startpleite gegen Mexiko wurde in Deutschland bereits fleissig Mathe gebüffelt. spiegel.de, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen präsentierte seinen Lesern innert Windeseile das Horror-Szenario des vorzeitigen Vorrunden-Outs. Dann nämlich, wenn...
- ... Deutschland am Samstag gegen Schweden verliert und Mexiko gegen Südkorea mindestens einen Punkt holt.
So lautete die vielsagende Überschrift bei FAZ.de, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Der Autor geht mit der Mannschaft hart ins Gericht. «Einiges deutet darauf hin, dass die gealterten Wohlfühl-Weltmeister trotz des Fehlstarts gegen Mexiko in der Welt der Selbsttäuschung verharren wollen», heisst es. Konkret wird Spielern und Staff vorgeworfen, «die harte Wirklichkeit» und nötig gewordene Anpassungen zu ignorieren.
Im Kreuzfeuer der Kritik steht aber nicht nur das Team, auch der DFB kriegt sein Fett weg. Nebst der Nicht-Kommunikation im Rahmen der «Erdogan-Affäre» wird insbesondere die Über-Kommerzialisierung von #DieMannschaft angeprangert.
Das findet zumindest focus.de, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen und hält mit Kritik nicht zurück: «Die ständigen PR-Termine, der faktische Ausschluss von mündigen und an echter Stimmung interessierten Fans, die lächerlichen Hashtags und gekünstelten Social-Media-Auftritte: alles nicht mehr ernstzunehmen.»
Hat das Team den Weckruf verstanden?
Klickt oder blättert man sich durch die deutsche Medienlandschaft, so dringt ein übergeordneter Wunsch besonders durch: Man möge doch bitte vom hohen Ross herunterkommen. Mit ein bisschen mehr Demut auf und neben dem Rasen wäre das drohende Vorrunden-Out womöglich schon bald Schnee von gestern.
Sendebezug: Laufende WM-Berichterstattung SRF zwei