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Englands Jordan Henderson (links) gestikuliert
Legende: Ein Wortführer auf und neben dem Platz Englands Jordan Henderson (links). Reuters
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Rekordmann Henderson Vom Vielgescholtenen zum Anführer und Glücksbringer

Englands Mittelfeldspieler Jordan Henderson weist eine beeindruckende Bilanz als Nationalspieler auf. Dabei wurde ihm nichts geschenkt.

Es hat wenig gefehlt, und Jordan Henderson wäre Englands Buhmann an dieser WM geworden. Das Sinnbild für ein erneutes Scheitern im Elfmeterschiessen. Denn der Mittelfeldspieler war der einzige englische Schütze im Achtelfinal gegen Kolumbien gewesen, der seinen Penalty verschoss.

Video
Englands Elfmeter-Krimi gegen Kolumbien
Aus FIFA WM 2018 Clips vom 03.07.2018.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 18 Sekunden.

All die Kritiker, die bereits Hendersons Nomination für das WM-Kader infrage gestellt hatten, hätten sich in ihrer Einschätzung bestätigt gesehen. Schon bei seinem Debüt für England (1:2 gegen Frankreich im November 2011) war ihm die Tauglichkeit auf internationaler Ebene abgesprochen worden.

An das Niveau eines Frank Lampards oder Steven Gerrards würde er nie herankommen, hiess es damals im Blätterwald. Und so richtig konnte er nie aus dem Schatten seiner prominenten Vorgänger treten. Da der Mittelfeldspieler seit 2011 bei Liverpool unter Vertrag steht, musste er immer wieder für Vergleiche mit Gerrard herhalten.

Letzte Niederlage vor 4 Jahren

Im Augenblick aber ist Henderson der Glücksbringer schlechthin für England. 28 Spiele in Folge haben die «Three Lions» nicht verloren, wenn der Liverpool-Captain auf dem Platz stand. Nie zuvor in der Geschichte des englischen Fussballs war ein Spieler länger ungeschlagen geblieben.

Letztmals verlor Henderson ein Länderspiel vor über 4 Jahren an der WM in Brasilien. Die Engländer waren Uruguay nach einem Doppelpack von Luis Suarez 1:2 unterlegen und schieden in der Folge als Gruppenletzter aus.

Zwei Spiele später waren wir ausgeschieden und wurden als Versager verschrien.
Autor: Jordan Henderson

Das bisherige Abschneiden Englands an der WM in Russland hingegen hat eine neue Euphorie entfacht. Diese wurde durch den erstmaligen Sieg in einem Penaltyschiessen noch befeuert. Und auch in Sachen Henderson hat der Wind gedreht. «Harry Kane ist zwar der Captain. Aber der Anführer ist Jordan Henderson», schrieb etwa The Sun.

Sollte ausgerechnet dieses junge, wilde England, in welchem Henderson mit seinen 28 Jahren bereits ein Routinier ist, dem Mutterland des Fussballs den langersehnten 2. WM-Titel nach 1966 bringen?

Aus dem Schatten der Legenden?

So weit will Henderson noch nicht vorausschauen. «Ich erinnere mich noch an die EM. Da haben wir auch in letzter Minute gegen Wales gewonnen, und alle waren positiv gestimmt», blickt der Liverpooler zurück, «zwei Spiele später waren wir ausgeschieden und wurden als Versager verschrien.»

Deshalb gilt die ganze Konzentration im Augenblick dem Viertelfinal gegen Schweden. Mit einem Sieg würde Henderson nicht nur seinen Rekord ausbauen, sondern hätte seinen grossen Vorgängern auch etwas voraus. Denn weiter als in die Runde der letzten Acht sind Lampard, Gerrard und Co. nie gekommen.

Sendebezug: Laufende WM-Berichterstattung auf SRF zwei.

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