1. Aller Anfang ist schwer
Nein, Fussball-Feinschmecker kamen beim Spiel der Schweiz gegen Kamerun nicht auf ihre Kosten. Vielmehr war es schwer verdaulich, was die beiden Teams den Fans anboten. Die Nati agierte bisweilen statisch, es fehlten Spritzigkeit und Spielwitz. Doch das alles rückt nach dem entscheidenden Tor durch Breel Embolo in den Hintergrund. «1 Spiel, 3 Punkte» lautet die Hauptbotschaft nach dieser Partie. Bei den letzten beiden grossen Turnieren war die Schweiz jeweils mit einem Remis gestartet. Die erste Anspannung dürfte nun weg sein, was für das Spiel gegen Brasilien hoffen lässt. Denn es ist bekannt: Gegen grosse Teams präsentiert sich die Nati oft von ihrer besten Seite.
2. Enttäuschende Stimmung
«Es ist nicht WM-würdig», brachte SRF-Experte Beni Huggel die Situation im Al-Janoub Stadium auf den Punkt. In den Sitzreihen der gut 44'000 Zuschauer fassenden, sehr schicken «Muschel-Arena» zeigten sich Lücken, die mit zunehmender Spieldauer immer grösser wurden. Eine Unsitte, die bei dieser WM vermehrt zu beobachten ist.
Auch die Stimmung liess zu wünschen übrig. Viel monotones Getrommel, kaum Sprechchöre. Unter die rund 1500 angereisten Schweizer Anhänger mischten sich arabische Fans in Nati-Trikots. Weshalb sie ausgerechnet die Schweiz unterstützen? «Weil Shaqiri unser Lieblingsspieler ist», erklären drei junge Männer aus Bangladesch mit einiger Verzögerung. Ob es sich dabei um vieldiskutierte «gekaufte» Fans handelt? «Gibt es nicht», dementiert die Fifa. Zweifel bleiben.
3. Neue Rolle für Xhaka
«Die Nati ist nur so gut wie Granit Xhaka.» Mit dieser Aussage lag man in der jüngeren Vergangenheit meist richtig. Erwischt der Schweizer Captain keinen guten Tag – wie gegen Kamerun –, so leidet die ganze Mannschaft. Im Nationalteam konzentriert sich Xhaka vornehmlich auf die Räume vor der Verteidigung, im WM-Auftaktspiel gab ihm Yakin für einmal eine deutlich offensivere Rolle. Dass er diese bekleiden kann, bewies Xhaka bei Arsenal zuletzt Woche für Woche.
In Doha wollte es noch nicht klappen. Auch, weil sich die Mitspieler wohl erst an die angepassten Laufwege des «neuen Xhaka» gewöhnen müssen. Der Stratege hatte nur 47 Ballkontakte, eine für ihn enttäuschende Zahl. Nach dem Schlusspfiff verschwand Xhaka zügig in den Katakomben. So hatte er sich seinen ersten WM-Auftritt in Katar wohl nicht vorgestellt.
4. Abwehrsorgen vorprogrammiert?
Yakin hatte bei seinem WM-Aufgebot mit einer Überraschung aufgewartet: Nur zwei gelernte Aussenverteidiger sind mit nach Doha gereist. Kein Wunder, schrillen gleich die Alarmglocken, wenn sich auf dieser Position Probleme anbahnen. Umso mehr, wenn mit Renato Steffen ein Back-Up wegen Nackenproblemen gar nicht erst im Aufgebot steht. Bleibt also zu hoffen, dass die Auswechslung von Ricardo Rodriguez in der Schlussphase der Partie vorsorglicher Natur war. Der Torino-Söldner zeigte auf dem Platz Krampferscheinungen. Mit Nico Elvedi und Manuel Akanji sind die beiden Innverteidiger bereits nach dem ersten Spiel gelb vorbelastet. Keine ideale Ausgangslage für den weiteren Turnierverlauf.