Er stehe zwar immer zu seinem Freund Hansi Flick, meinte Lothar Matthäus nach dem 1:2 gegen Japan gegenüber der Bild , «aber ich habe in dem Spiel einiges nicht verstanden». Der deutsche Rekordnationalspieler zeigte Unverständnis für «die Aufstellung der Aussenverteidiger», Niklas Süle sei keiner. Zudem seien Flicks Wechsel «nicht glücklich» gewesen. Ohne Thomas Müller und Torschütze Ilkay Gündogan sei «die Ordnung verloren gegangen».
Scharf angegangen wurde die anfällige deutsche Defensive mit Süle und Nico Schlotterbeck. «Ganz, ganz schlecht», lautete die knallharte Analyse von Bastian Schweinsteiger in der ARD , Sami Khedira schimpfte über «krasse Fehler». Süle hätte seinen Gegenspieler beim ersten japanischen Treffer «nicht nach innen laufen» lassen dürfen, monierte Schweinsteiger.
Auch Schweinsteiger nimmt kein Blatt vor den Mund
Beim zweiten Tor hob der Dortmunder das Abseits auf. «Dieser Fehler darf einem Verteidiger nie passieren», betonte Schweinsteiger. Schlotterbeck kam beim entscheidenden Tor nicht mehr in den Zweikampf und wirkte insgesamt verunsichert.
Torschütze Gündogan meinte bei der ARD : «Wir haben es Japan zu einfach gemacht. Gerade beim zweiten Tor, ich weiss nicht, ob jemals bei einer WM ein einfacheres Tor erzielt wurde. Das darf nicht passieren.» Er kritisierte, dass man gespürt habe, «dass nicht jeder den Ball unbedingt haben wollte».
Auf dem Platz fehlte es den Deutschen an Widerstandskraft.
Auch die deutschen Medien liessen kein gutes Haar an der DFB-Elf. Der Spiegel sprach von «Flicks Niederlage» und rückte dessen «riskantes Spiel» in den Fokus. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bemängelte, dass es «den Deutschen an Widerstandskraft fehlte» und die Süddeutsche erinnerte daran, dass es für Deutschland «schon wieder eine Auftaktniederlage» absetze. 2018 startete Deutschland mit einem 0:1 gegen Mexiko in die WM.
Feiern auf den Strassen von Tokio
Ganz anders derweil die Gefühlslage am anderen Ende der Welt. Nach dem Schlusspfiff um Mitternacht japanischer Zeit trafen Fans mit Fahnen und goldenen WM-Pokalen in Tokio zusammen und zelebrierten im beliebten Ausgehviertel Shibuya einen der grössten Überraschungscoups, der Japans Fussballern bislang gelungen ist.
Doch auch in Katar selbst schrieben die Japaner abseits des Fussballplatzes eine schöne Geschichte. Nach dem Rausch auf den Rängen liessen es sich die Anhänger des Aussenseiters nicht nehmen, die Tribüne von Abfällen zu reinigen.