Gegen den Iran schlug er gefährliche Flanken, machte mit seinen Rushes Druck nach vorne, öffnete für die Kollegen Räume. Den entscheidenden Treffer von Christian Pulisic beim 1:0 bereitete er pfannenfertig per Kopf vor.
Die Rede ist von Sergino Dest, dem amerikanischen Motor auf der rechten Abwehrseite. Geboren wurde er in der niederländischen Stadt Almere als Sohn eines US-amerikanischen Soldaten und einer niederländischen Mutter, knapp 20 Kilometer ausserhalb von Amsterdam. Seinen fussballerischen Schliff erhielt er in der berühmten Akademie von Ajax. Heute spielt der 22-Jährige für die USA. «Auf der amerikanischen Seite waren viele Leute sehr glücklich. Aber auf der anderen Seite waren sie sauer», sagte Dest 2019 über seine Entscheidung.
Auf den Spuren Ronaldinhos
Bereits früh zeigte sich das fussballerische Talent des jungen Dest, der in der Schule eher eine Aussenseiterrolle einnahm. Darauf dürfte auch seine Entscheidung in punkto Nationalmannschaft «gegen» das Land, in dem er aufwuchs, gründen. In seiner Jugend bewunderte er nicht Robin van Persie oder Wesley Sneijder, sondern Ronaldinho und Ronaldo, schaute sich den trickreichen Spielstil der Brasilianer ab.
Darauf basiert auch seine grösste Schwäche: Oft agiert er zu verspielt, verdribbelt sich unnötig oder nimmt die ihm zugeteilte Rolle in einem taktischen Konzept nicht wahr. «Sein Stellungsspiel stimmt meist nicht. Er muss aggressiver sein und konzentrierter arbeiten», monierte einst sein Landsmann und Trainer bei Barcelona, Ronald Koeman. Aktuell ist er von den Katalanen an die AC Milan ausgeliehen, doch in Italien ist er oft zum Zuschauen verdammt. In allen Wettbewerben kam er in der aktuellen Saison nur auf 373 gespielte Minuten.
«Kampf» gegen die alten Bekannten
In Katar blüht Dest gerade wieder auf und zählt bei den US-Boys zu den sogenannten Unterschiedsspielern. Er ist präsent, sowohl in der Vor- als auch der Rückwärtsbewegung. Lobende Worte gibt's von allen Seiten, darunter auch von dem Mann mit dem besten Sitz im Stadion: US-Goalie Matt Turner: «Er war unglaublich und beackerte die Seite wie ein Wilder. In den entscheidenden Momenten war er in der Defensive immer zur Stelle.»
Nun steht in Katar sein persönliches Highlight an: Im Achtelfinal darf Dest mit den USA gegen die Niederlande und damit gegen seine alten Kollegen ran. «Das wird sicher lustig, gegen ‹mein› Land zu spielen», sagte er gegenüber ESPN . «Ich bin dort geboren worden, spreche die Sprache und kenne alle Jungs im Team. Sie wollen sich qualifizieren, aber wir haben denselben Traum. Es wird ein Kampf.»