WM-Duelle zwischen den USA und dem Iran haben immer auch eine politische Note. Die Nationen unterhalten seit über 40 Jahren keine gemeinsamen politischen Beziehungen mehr. Vor 24 Jahren am Turnier in Frankreich trafen diese beiden Länder erstmals überhaupt aufeinander. In einer Zeit, in der eine regelrechte Eiszeit zwischen den USA und dem Iran herrschte.
Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass kaum ein Spiel in der jüngeren WM-Geschichte politisch so brisant war wie jene Begegnung am 21. Juni 1998 im Stade de Gerland in Lyon. Und mittendrin war der Schweizer Unparteiische Urs Meier.
Meier, der doppelt neutrale Schiedsrichter
«Als ich die Gruppenauslosung im Dezember 1997 gesehen habe – da war ich noch nicht einmal nominiert worden –, war für mich klar, dass USA - Iran mein Spiel sein wird», erinnert sich Meier zurück. Aufgrund der Brisanz dieser Partie hätte man ja fast «einen doppelt neutralen» Schiedsrichter gebraucht, so der heute 63-Jährige. Als Referee aus der Schweiz sei er prädestiniert dafür gewesen.
Der 21. Juni 1998 wurde von der Fifa vorgängig zum Fairplay-Tag ausgerufen. Um ein zusätzliches Zeichen zu setzen, schlug Meier dem Weltverband vor, dass die beiden Teams vor dem Spiel für ein gemeinsames Gruppenfoto posieren könnten. Die Fifa war einverstanden. Aber mit dem Zusatz, dass die Unparteiischen nicht auf dem Foto seien. Meier aber insistierte: «Ich sagte: ‹Hey, das war doch meine Idee! Hallo?›». Schliesslich durften Meier und seine Assistenten auf das Foto, das um die Welt ging.
Ein «riesiger Fehlentscheid» ohne Konsequenzen
Die faire Partie – Meier teilte nur drei gelbe Karten aus – ging mit 2:1 für den Iran aus, welcher den ersten Sieg in seiner WM-Geschichte einfuhr. In der 21. Minute liess Meier bei einer strittigen Situation im amerikanischen Strafraum weiterlaufen. Heute sagt er: «Für mich war es damals kein Penalty. Doch man muss sagen: Es war ein klarer Penalty und ein riesiger Fehlentscheid von mir. Ich hatte richtig Glück, dass der Iran die Partie am Ende gewann.»
Der Iran schied 1998 trotz diesem historischen Sieg in der Vorrunde aus. Gemeinsam mit den USA. Dieses Szenario kann 24 Jahre in Katar später nicht eintreffen. Der Sieger der Partie im Al Thumama Stadium zieht in die Achtelfinals ein.