Die Stärkeverhältnisse
Es ist kaum davon auszugehen, dass der Niederlande der Gruppensieg streitig gemacht werden kann. Vor ihrer unfreiwilligen Auszeit 2018 hatte die «Oranje» die Plätze 2 sowie 3 belegt und kehrt nun mit noch mehr Potenzial, Talent und natürlich einer vorbildlichen Ausbildung als Basis auf die WM-Bühne zurück. Dafür, dass das Werk nicht erneut unvollendet bleibt, soll der im Sommer 2021 zum zweiten Mal an der Seitenlinie reaktivierte, mittlerweile 71-jährige Louis van Gaal sorgen. Er greift beim Personal primär auf die Bundesliga, aber auch auf die Premier League, La Liga sowie die Serie A zurück und bedient sich freilich bei Ajax Amsterdam, der ersten Adresse im Land.
Am augenfälligsten dürfte die Differenz zwischen der «Elftal» und Katar sein – und dies nicht nur in sportlicher Hinsicht. Die Araber kommen nur dank ihrer Rolle als Turnierorganisator zur WM-Feuertaufe. Ausnahmslos alle nominierten Spieler sind in der katarischen Stars League aktiv, darunter 13 beim Rekordmeister Al-Sadd SC aus Doha. Gleichwohl scheint der Asienmeister 2019 Schwung geholt zu haben für seine Mission und liess zuletzt bei seinen 3 Siegen über Guatemala, Honduras und Panama nur 1 Gegentor zu.
Senegal und Ecuador komplettieren die Gruppe. Die Hoffnungen des Afrikameisters lagen bis wenige Tage vor dem Turnierstart auf den Schultern von Weltstar Sadio Mané. Doch der Stürmer von Bayern München wird sein Land letztlich nicht auf der grösstmöglichen Bühne vertreten können. Die Wadenbein-Blessur, welche sich der 30-Jährige am 8. November in der Bundesliga zugezogen hatte, zwingt Mané zum Forfait. Ob der Senegal ohne sein Aushängeschild bestehen kann, wird sich zeigen.
Auf Augenhöhe mit den Westafrikanern dürfte sich Ecuador bewegen, die gegenwärtig 4. Kraft auf dem Kontinent. Die 4. WM-Teilnahme hing nach Abschluss der Quali lange in der Schwebe, weil die Südamerikaner in der Ausscheidung einen nicht spielberechtigten Akteur eingesetzt haben und sich hinterher der Internationale Sportgerichtshof TAS mit der Verfehlung beschäftigte. Erst seit dem 8. November steht fix fest, dass Ecuador das Eröffnungsspiel gegen Katar bestreiten darf.
Team | Fifa-Ranking | WM-Endrunden | Bestes WM-Abschneiden |
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KATAR | Nr. 50 |
1. (2022) |
– |
ECUADOR | Nr. 44 |
4. (2002/2006/2014/2022) |
Achtelfinal (2006) |
SENEGAL | Nr. 18 |
3. (2002/2018/2022) |
Viertelfinal (2002) |
NIEDERLANDE | Nr. 8 |
11. (1934/1938/1974/1978/ 1990/1994/1998/2006/ 2010/2014/2022) |
Finalist (1974/1978/2010) |
Die Partien
- Sonntag, 20.11. – 17:00 Uhr Katar - Ecuador (Al Bayt)
- Montag, 21.11. – 17:00 Uhr Senegal - Niederlande (Al Thumama)
- Freitag, 25.11. – 14:00 Uhr Katar - Senegal (Al Thumama)
- Freitag, 25.11. – 17:00 Uhr Niederlande - Ecuador (Khalifa International)
- Dienstag, 29.11. – 16:00 Uhr Niederlande - Katar (Al Bayt)
- Dienstag, 29.11. – 16:00 Uhr Ecuador - Senegal (Khalifa International)
Im FIFA-Magazin im Fokus
Die Köpfe auf und neben dem Platz
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Bild 1 von 10. Memphis Depay (28/Niederlande). Ein verlässlicher Wert: Die 12 Treffer des Barcelona-Angreifers bedeuteten Bestwert für die «Oranje» in der WM-Qualifikation. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Geert Vanden Wijngaert.
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Bild 2 von 10. Matthijs de Ligt (23/Niederlande). Der Bayern Abwehrspezialist wurde einst zum jüngsten Captain in der Ajax-Geschichte ernannt und steht nun vor seinem ersten WM-Turnier. Im Vorfeld plagten ihn jedoch Kniebeschwerden. Bildquelle: imago images/MIS.
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Bild 3 von 10. Virgil van Dijk (31/Niederlande). Der Defensivakteur ist mit Liverpool als englischer Meister 2020 und Champions-League-Sieger 2019 hochdekoriert. Bildquelle: Keystone/EPA/Maurice van Steen.
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Bild 4 von 10. Piero Hincapié (20/Ecuador). Der Jungspund von Bayer Leverkusen ist trotz seinen erst 20 Jahren ein unverzichtbarer Wert in den Innenverteidigung. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Ricardo Mazalan.
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Bild 5 von 10. Édouard Mendy (30/Senegal). Bis zu seinem 24. Lebensjahr spielte er ausschliesslich in Amateurligen. Mittlerweile ist er Stammkraft bei Chelsea, gewann die Champions League 2021 und wurde zudem zum Fifa-Welttorhüter des Jahres gewählt. Bildquelle: imago images/Shengolpixs.
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Bild 6 von 10. Hasan Al-Haydos (31/Katar). Der Mittelfeldmann vom Al-Sadd SC ist mit 160 Länderspiel-Einsätzen (und 34 Toren) der Rekord-Nationalspieler und die klar profilierteste Kraft der Katarer. Bildquelle: imago images/ZUMA Wire.
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Bild 7 von 10. Felix Sanchez Bas, Trainer Katar. Der 46-jährige Spanier fühlt sich im Wüstenstaat offenbar wohl. Seit 2013 arbeitet er in Katar als Trainer. Nach Stationen im Nachwuchs übernahm er 2017 die Nationalmannschaft. Bildquelle: imago imgaes/Xinhua.
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Bild 8 von 10. Gustavo Alfaro, Trainer Ecuador. Die Spielerkarriere des 60-jährigen Argentiniers dauerte nur vier Jahre. Als Trainer arbeitet er seit 30 Jahren, Ecuador ist die erste Nationalmannschaft, die er trainiert. Bildquelle: imago images/ANP.
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Bild 9 von 10. Aliou Cissé, Trainer Senegal. Der 46-Jährige steht seit 2015 an der Seitenlinie. Seinen grössten Erfolg feierte der Senegalese 2022 mit dem Gewinn des Afrika Cups. Bildquelle: Keystone/EPA/Wallace Woon Editorial.
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Bild 10 von 10. Louis van Gaal, Trainer Niederlande. Der 71-Jährige ist das Amt des Nationaltrainers schon dreimal angetreten. Schon 2000-2002 und 2012-2014 amtete er als «Bondscoach». Bildquelle: Keystone/EPA/Koen van Weel.
Einige Fakten auf den Punkt gebracht
- Mit geöltem Motor: Die Testmaschinerie des WM-Debütanten Katar lief im 2021 und 2022 hochtourig, 33 Partien flossen in die Statistik ein. In der gleichen Periode bestritt das Schweizer Nationalteam inkl. EM-Endrunde 25 Spiele.
- Kaum Fussball-Tradition: Das Gastgeberland ist ähnlich wie in der Leichtathletik offen für Einbürgerungen, allerdings stammen die Assimilierten – abgesehen von einem Portugiesen – aus dem Sudan, Irak, Algerien, Marokko, Ägypten oder Tansania, also nicht aus grossen Fussball-Nationen.
- Ultraspäter Nadelstich: Ecuadors Auswahl, «La Tri» (die Dreifarbige) genannt, lancierte ihre letzte WM-Teilnahme 2014 mit einem 1:2 gegen die Schweiz. Trotz Pausen-Führung ging das Startspiel in der 93. Minute verloren, Haris Seferovics Schlusspunkt war ein langgezogener Sprint von Valon Behrami im Stil eines American Footballers vorausgegangen.
- Ausgleichende Gerechtigkeit: Längst ist das «Golden Goal» passé, und doch ist es bei den Senegalesen noch immer präsent. An ihrem bis dato erfolgreichsten WM-Turnier 2002 hatten sie dank dieser Regel gegen Schweden den Viertelfinal erreicht, scheiterten dort indes abermals wegen einem «Golden Goal» an der Türkei.
Die Fortsetzung
Der Sieger der Gruppe A bekommt es im Achtelfinal mit dem Zweitplatzierten der Gruppe B (England, Iran, USA oder Wales) zu tun. Der Zweitplatzierte trifft auf den Besten aus dem Pool B.