Die ersten Gratulationen kamen von höchster Stelle: Nur wenige Minuten nach Marokkos Sensationssieg gegen Spanien im WM-Achtelfinal hatte Trainer Walid Regragui König Mohammed VI. am Ohr. Der marokkanische Machthaber, der sich am selben Abend im Trikot der Nationalmannschaft durch die Hauptstadt Rabat kutschieren liess, zollte dem Nationalcoach Respekt. «Er ist stolz auf uns. Und deshalb wollen wir noch weiterkommen und es noch besser machen», gab Regragui die Worte des Staatsoberhaupts wieder.
Dabei hatte der 47-Jährige das Amt des Nationaltrainers erst drei Monate vor der WM übernommen. Sein Vorgänger Vahid Halilhodzic hatte sich mit Starspieler Hakim Ziyech überworfen und wurde in die Wüste geschickt.
Der kurzen Vorbereitungszeit zum Trotz hat Regragui sein Team perfekt eingestellt und einen Abwehrriegel installiert, der nicht zu knacken scheint. In sieben Spielen unter dem neuen Nationaltrainer, darunter drei Partien in der Vorbereitung, kassierte Marokko nur ein Gegentor. Torschütze gegen Kanada war ein eigener Spieler.
Erster afrikanischer Trainer im Viertelfinal
Die Reise der Nordafrikaner, die mittlerweile auf die Unterstützung des halben Kontinents zählen können, soll gegen Portugal weitergehen. Regragui hat derweil mit dem Viertelfinal-Einzug schon Historisches erreicht. Er ist der erste afrikanische Trainer, der eine afrikanische Mannschaft in die Runde der letzten Acht gecoacht hat. Ghana (2010), Senegal (2002) und Kamerun (1990) hatten selbiges jeweils mit einem ausserkontinentalen Trainer an der Seitenlinie erreicht. Für alle war im Viertelfinal Schluss.
Regragui, der in Frankreich geboren wurde und aufwuchs, ist auch Spiegelbild seiner Mannschaft. 17 der 26 Spieler im Kader sind in einem anderen Land geboren als Marokko, so viele wie bei keinem anderen Team der WM. Ein Umstand, der in der Heimat vor dem Turnier in Katar noch hitzig diskutiert wurde. «Ihr habt gesagt, sie hätten kein Herz für Marokko», sagte der einstige Aussenverteidiger an die Adresse seiner Landsleute im Pressesaal. Jetzt habe die ganze Welt gesehen, dass «jeder Marokkaner ein Marokkaner» sei, «sie wollen sterben, sie wollen kämpfen für die Nationalmannschaft».
Sollte am frühen Samstagabend erneut das Telefon in der Hosentasche klingeln, wird Regragui wissen, dass seine Mannen dieses Versprechen auch gegen Portugal einhielten.