Zum Inhalt springen

Nach Skandalabend in Marseille «Das ist nicht normal in einer normalen Welt»

Die Bilder des blutüberströmten Gesichts von Lyon-Trainer Fabio Grosso sorgen für Entsetzen in Frankreich. Nun schaltet sich die Politik ein.

Im Stade Vélodrome wurde am Sonntagabend nach den gewalttätigen Ausschreitungen kein Fussball gespielt.
Legende: Spielabbruch in Marseille Im Stade Vélodrome wurde am Sonntagabend nach den gewalttätigen Ausschreitungen kein Fussball gespielt. Keystone/AP/Daniel Cole

Nach der gewaltsamen Attacke auf den Mannschaftsbus von Olympique Lyon durch Marseille-Ultras am Sonntag hat sich die französische Sportministerin Amelie Oudea-Castera zu den skandalösen Vorfällen geäussert. Sie verurteilte die Geschehnisse vor dem letztlich abgesagten Spiel gegen Olympique Marseille mit deutlichen Worten.

«Diese inakzeptablen Taten verleugnen die Werte des Fussballs und des Sports, und ihre Täter müssen alle gefunden und streng bestraft werden», schrieb Oudéa-Castéra bei X (vormals Twitter ). Die Bilder seien empörend. Oudéa-Castéra schrieb von Aktionen, die von «Dummheit und Hass» geprägt seien und nichts mit Fussball zu tun hätten.

Nach den Ausschreitungen beim heiklen Aufeinandertreffen zwischen den südfranzösischen Rivalen war die Ligapartie in Marseille abgesagt worden. Es hatte auch Attacken auf Busse mit Fans von Lyon gegeben, dabei sind nach Polizeiangaben Anhänger leicht verletzt worden. 

Laut Innenminister Gérald Darmanin gab es bereits neun Festnahmen. Beim Sender BFM berichtete der Politiker zudem von fünf verletzten Polizisten. Darmanin betonte, dass es «keinen anderen Sport gibt, der leider diese Gewalt kennt», und erklärte, dass in der letzten Saison «870 Festnahmen» stattgefunden hätten und «103 Polizisten» verletzt worden seien.

Darmanin empörte sich darüber, dass man der Polizei ein «Versagen» bei den Vorfällen in Marseille unterstellen wolle. «Es gab Motorradfahrer und Polizisten, die die Busse flankierten. Das ist nicht sehr normal in einer normalen Welt, aber lassen wir das», so der Minister.

Erinnerungen an Payet-Vorfall

Ausschreitungen sind bei Spielen der beiden Klubs keine Seltenheit. Vor knapp zwei Jahren war eine Partie in Lyon abgebrochen worden, nachdem der damals für Marseille aktive Ex-Nationalspieler Dimitri Payet bei der Eckfahne von einer vollen Wasserflasche am Kopf getroffen worden war. Damals kassierte Lyon einen Punktabzug, das nachgeholte Spiel wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen. 

Diesmal traf es vor allem Fabio Grosso. «Er konnte kein Gespräch führen, er hatte Glasscherben im Gesicht», berichtete OL-Klubchef John Textor. Auf der rechten Seite des Mannschaftsbusses klaffte ein riesiges Loch, als das Team das Stade Vélodrome erreichte.

«Was mit Fabio Grosso, dem Trainer von Olympique Lyon, passiert ist, muss verhindert werden, es ist völlig inakzeptabel. Das ist etwas, was jetzt im Fussball nicht mehr passieren darf», erklärte Marseilles Präsident Pablo Longoria.

Radio SRF 1, 30.10.2023, Bulletin von 06:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel