«Es macht einen sprachlos», konstatiert Claudius Schäfer. Für den Chef der Swiss Football League sind die Pläne der 12 europäischen Spitzenklubs für eine European Super League unverständlich. «Unsere Werte, die wir einer jungen Generation vorleben wollen, rücken mit solch einem Produkt in weite Ferne.»
Auch wenn der Vorstoss der Grossklubs für Schäfer «etwas überraschend» komme, sei er auf jeden Fall ernst zu nehmen. «Sollten tatsächlich Teams aus nationalen Ligen ausgeschlossen und Spieler von der EM ausgeschlossen werden, wird das lange Rechtsstreitigkeiten nach sich ziehen.»
Keine Zahlungen und keine Träume für die Schweizer Klubs
Auch der Schweizer Fussball wäre von den Umstürzen betroffen. «Wenn die Uefa-Wettbewerbe plötzlich zusammenbrechen würden, ist der Traum der Schweizer Klubs, da mitzuspielen, weg», so Schäfer. Zudem würden Solidaritätszahlungen der Uefa, die in den Schweizer Nachwuchs investiert werden, ausfallen. «In Corona-Zeiten ist das natürlich ein grosses Problem.»
Diese Pläne entrücken den Fussball vom Fan. Die meisten Fans wollen das nicht.
Die Gründe, wieso sich die Topklubs zu diesem Schritt entschlossen haben, liegen für Schäfer auf der Hand: «Diese Klubs sind teilweise unglaublich hoch verschuldet. Deshalb ist diese Liga für sie natürlich attraktiv, wenn sie wie man hört dreieinhalb Milliarden an Startgage erhalten.»
Alles nur eine Drohkulisse?
Die Zukunft des europäischen Fussballs sei nun offen. «Für unsere Klubs bedeutet die Situation einfach noch mehr Unsicherheit», meint Schäfer. Ob die Super League überhaupt zustande kommt, weiss er nicht. «Es könnte natürlich auch einfach eine weitere Drohkulisse der Grossklubs sein, um ein noch grösseres Stück vom Kuchen abzubekommen.»
Klar ist für Schäfer: «Diese Pläne entrücken den Fussball vom Fan. Die meisten Fans wollen das nicht.» Die grossen Klubs seien grösstenteils in Händen von chinesischen und amerikanischen Fonds-Gesellschaften. «Es geht in eine Richtung, wo man nicht mehr weiss, ob das noch nachhaltig ist.»