Als Lamine Yamal am 13. Juli 2007 in der Nähe von Barcelona das Licht der Welt erblickte, hatte Cristiano Ronaldo wenige Wochen zuvor Einmaliges geschafft. Der Portugiese, damals bei Manchester United unter Vertrag, wurde als 1. Spieler gleich in allen 4 Kategorien zu Englands Fussballer des Jahres erkoren. Die Auszeichnungen waren Beleg für Ronaldos dominante Saison 2006/07, in der er mit 17 Toren und 13 Assists Topskorer der Liga wurde und mit den «Red Devils» den Titel holte.
Freilich sollte der Portugiese in den folgenden Jahren noch weit eindrücklichere Spielzeiten an den Tag legen (vor allem für Real Madrid). Doch das Beispiel zeigt: Als Yamal geboren wurde, war Ronaldo mit 22 Jahren nicht erst ein Emporkömmling, sondern bereits einer der besten und spektakulärsten Spieler Europas.
23 Jahre Unterschied, aber beide sind entscheidend
Gleiches lässt sich aktuell vom jungen Spanier sagen. Mit einem feinen Unterschied allerdings: Yamal ist – und das geht leicht vergessen – noch immer erst 17-jährig. Gleichwohl darf er, der im Alter von 15 Jahren, 9 Monaten und 16 Tagen für Barcelona in LaLiga debütierte, sich schon Europameister und zweifacher spanischer Champion nennen.
Am Sonntagabend kommt es im Final der Nations League zwischen Portugal und Spanien zum ersten Aufeinandertreffen des inzwischen 40-jährigen Altmeisters und des spanischen Teenagers. Beide Akteure hatten massgeblichen Anteil am Final-Einzug ihrer Equipe. Ronaldo erzielte gegen Deutschland den 2:1-Siegtreffer, Yamal schnürte beim 5:4 gegen Frankreich einen Doppelpack.
Ronaldo routiniert, Yamal wirblig
So entscheidend beide Spieler für ihre jeweilige Equipe waren, so unterschiedlich traten sie im Halbfinal auf. Ronaldo war im Sturmzentrum eher selten an den Angriffen Portugals beteiligt und tauchte gleichwohl mehrere Male gefährlich im deutschen Strafraum auf. In seiner 23. Profisaison muss dem Europameister von 2016 keiner mehr sagen, wo das Tor steht.
Yamal war in der Spektakel-Partie gegen Frankreich ständig ins Spiel von «La Roja» involviert. Der 17-jährige Rechtsaussen forderte den Ball, leitete viele Angriffe ein und schloss vorne kaltblütig ab. Alles, was der Ausnahmekönner auf dem Platz macht, hat Hand und Fuss. Er leitet und prägt das Spiel, als ob er schon 10 Jahre auf diesem Niveau kicken würde.
Er ist von Gottes Zauberstab berührt. Und er ist vielleicht dazu berufen, eine Legende zu werden.
«Er ist von Gottes Zauberstab berührt. Und er ist vielleicht dazu berufen, eine Legende zu werden», meinte Spanien-Trainer Luis de la Fuente vor dem Final-Four-Turnier gegenüber der Süddeutschen Zeitung über seinen spektakulären Schützling. Den Legenden-Status gibt Yamal vorerst weiter. Über Ronaldo sagte der Jungstar nach dem gewonnenen Halbfinal: «Er ist eine Legende. Ich habe hohen Respekt vor ihm.»
Gleichwohl werde es sein «Job sein, dass wir das Spiel gewinnen». Nichts anderes wird Ronaldo von sich erwarten. Gute Voraussetzungen für ein denkwürdiges Generationenduell am Sonntagabend in München.