Als er das karierte Trikot erstmals übergestreift hatte, wusste Ivan Rakitic: «Dieses Shirt will ich nie mehr ausziehen». Dass das Geschenk seines Vaters sein ganzes Leben prägen wird, wusste der kleine Junge aus Möhlin damals noch nicht.
Jetzt, mehr als 20 Jahre später, steht Rakitic vor dem Höhepunkt seiner Karriere. Als erster Schweizer Spieler bestreitet der Doppelbürger am Sonntag mit Kroatien den WM-Final.
Plötzlich musste ein Entscheid her
Im Klubfussball hat der mittlerweile 30-jährige Rakitic so ziemlich alles gewonnen. Von Basel hatte ihn sein Weg nach Gelsenkirchen zu Schalke geführt, von dort nach Sevilla, um schliesslich 2014 beim FC Barcelona zu landen.
Ich habe daran gedacht, was in meinem Herzen ist.
Seine Nationalmannschaftskarriere verlief nicht ganz so selbstverständlich. Nachdem er sämtliche Schweizer Nachwuchsstufen durchlaufen hatte, entschied er sich, für die kroatische Auswahl aufzulaufen. Ein Entscheid, den er sich nicht leicht gemacht hat. Und einer, der ihm und seiner Familie das Leben angesichts von Morddrohungen eine Zeit lang zur Hölle gemacht hat.
Der Werdegang Rakitics steht sinnbildlich für die seit Jahren anhaltende Doppelbürger-Debatte, die jüngst wieder neu entfacht wurde. Rakitic selbst wird nicht müde zu betonen, dass er sich als Schweizer fühle, die Liebe zu Kroatien aber stärker sei.
Aus dem Herzen heraus
Von kroatischer Seite her habe man nie Druck auf ihn ausgeübt, sagte Rakitic gegenüber dem Portal Player's Tribune . «Ich habe daran gedacht, was in meinem Herzen ist. Die Schweiz hat mir so viel gegeben. Es war keine Entscheidung gegen die Schweiz, nur eine für Kroatien.»
Eine Herzensangelegenheit, die man als Nicht-Doppelbürger wohl nur schwer nachfühlen kann. Und trotzdem gibt es wahrscheinlich fast niemanden, der Rakitic seinen Erfolg mit Kroatien nicht gönnen mag.
Sendebezug: Laufende WM-Berichterstattung SRF zwei