Das gleiche Problem wie bei seinem allerersten Einsatz als Schiedsrichter dürfte Stefan Horisberger bei seiner Dernière im Wankdorf nicht in die Quere kommen. Als der heute 36-Jährige zum ersten Mal einen Match pfiff, ging ihm der Platz im Büchlein aus. Zu viele Tore waren im C-Junioren-Match in der Nähe von Thun gefallen.
Wenn Horisberger am Sonntag zum letzten Mal ein Fussballspiel pfeift, warten andere Herausforderungen auf den Berner Oberländer. Ein volles Stadion und womöglich weitreichende Entscheidungen warten auf den Schiedsrichter. Horisberger freut sich auf «einen coolen Match, der fair über die Bühne geht. Wenn wir kein Thema sind, haben wir einen guten Job gemacht.»
Im Schaufenster
Das Ende seiner Schiedsrichter-Karriere hatte Horisberger Anfang des Jahres publik gemacht. «Ich wollte aufhören, solange es mir noch Spass macht», erklärt er. Nicht nur die Belastung auf dem Platz, sondern auch Einsätze im VAR-Raum und die Reisereien hätten langsam aber sicher an der Substanz gezehrt.
Horisberger schaffte 2019 den Sprung in die höchste Schweizer Spielklasse und pfiff in der Super League insgesamt 84 Partien. Hinzu kommen 75 Einsätze in der Challenge League und 26 im Schweizer Cup. Das Schiedsrichter-Dasein komme einer Lebensschule gleich. Sowohl im privaten als im beruflichen Umfeld: «Auf Drucksituationen bin ich vorbereitet. Ich kann jedem empfehlen, einmal ein paar Spiele zu pfeifen.»
Als Schiedsrichter ist man bisweilen auch heftigem Gegenwind ausgesetzt. Nicht nur auf dem Feld, sondern vor allem auch online muss der Unparteiische nach heiklen Entscheiden als Buhmann herhalten. Horisberger ist nicht auf Social Media präsent, Kritik bekam er dennoch mit. «Wir stehen im Schaufenster, das gehört zu unserer Rolle.»
Auf die internationale Bühne hat es Horisberger in seiner Karriere als Referee nie geschafft. Das sei mit ein Grund für seinen Rücktritt, aber er habe sich damit abgefunden. «Mit dem Cupfinal wartet nun eine mindestens so coole Aufgabe auf mich.»