Keine 10 Jahre ist es her, als der FC Biel ganz tief in der Klemme steckte. Im Frühling 2016 wurde den Seeländern in der Challenge League mit sofortiger Wirkung die Lizenz entzogen und der Klub zwangsrelegiert. Zuvor wurden unter dem ominösen Präsidenten Carlo Häfeli über Monate keine Gehälter an Spieler und Trainer ausgezahlt – damals unter anderen mit dabei: Antonio Marchesano, Jérémy Frick, Mirlind Kryeziu und Coach Patrick Rahmen.
Ich dachte, dass am Montag nach der Sensation gegen YB wieder etwas Ruhe einkehren würde, doch das Gegenteil war der Fall. Es wurde noch viel schlimmer.
Nach dem unrühmlichen Abgang aus dem Schweizer Profigeschäft musste der Verein neu aufgebaut werden. «2016 war der Klub klinisch tot. Wir haben ihn in der 2. Liga regional wieder zum Leben erweckt und eine Stufe nach der anderen erklommen», erinnert sich Präsident Dietmar Faes im Interview mit SRF zurück. Der 62-Jährige hat den Klub nach dem Absturz übernommen und führt ihn nach wie vor nach oben.
Klarer Fokus auf die Meisterschaft
Mit den beiden Siegen im Cup gegen Lugano und YB im Viertel- und Halbfinal gipfelte der sportliche Aufstieg nun in einem sensationellen Einzug in den Cupfinal. Dabei ist der Cup für Biel nur Nebensache. Der klare Fokus liegt auf der Rückkehr in die Challenge League.
«Der Aufstieg in die Challenge League ist Ziel Nummer 1, nur dies zählt. Das ist auch nachhaltig, dort könnten wir, wenn es gut läuft, die nächsten 15 Jahre spielen. Sollten wir am 24. Mai als Aufsteiger feststehen, gehen wir auch mit breiter Brust und einem Lachen in den Cupfinal. Dieser ist dagegen einmalig. So etwas wird es mit grösster Wahrscheinlichkeit in den nächsten 30 Jahren nicht wieder geben», erklärt der Präsident.
Enges Rennen im Aufstiegskampf
In der Promotion League befindet sich Biel denn auch auf Kurs. Dank einem 1:0 am Mittwochabend gegen Grand-Saconnex hat man die Tabellenführung wieder übernommen und befindet sich mit Rapperswil-Jona und Kriens in einem Dreikampf um den einzigen Aufstiegsplatz.
Es ist einfach unglaublich, dass wir uns mit solchen Sachen auseinandersetzen dürfen.
Der Medienrummel um den «kleinen» FCB dreht sich aber primär um die Erfolge im Cup. «Ich dachte, dass am Montag nach der Sensation gegen YB wieder etwas Ruhe einkehren würde, doch das Gegenteil war der Fall. Es wurde noch viel schlimmer», sagt Faes.
Europacup in Neuenburg?
Völlig surreal habe sich auch angefühlt, als man nach dem Halbfinal-Einzug vom SFV die Anmeldeformulare für den Europacup erhalten habe: «Das allein war schon der Wahnsinn. Dabei müssten wir noch die Stadionfrage klären, wahrscheinlich würden wir in Neuenburg spielen. Es ist einfach unglaublich, dass wir uns mit solchen Sachen auseinandersetzen dürfen.»
Zu diesem bis vor kurzem unvorstellbaren Szenario würde es aber nur kommen, wenn Biel im Cupfinal den grossen FCB düpieren und als erster drittklassiger Finalist auch gleich den Pokal in die Höhe stemmen würde. Dann stünde man aber definitiv in einer europäischen Ligaphase und würde über 3 Millionen Franken einheimsen – das aktuelle Budget der Seeländer beträgt rund eine Million.
«Diese Zahl ist für uns im Moment aber nicht relevant», warnt Faes vor zu grosser Euphorie. Doch es gebe immer eine Möglichkeit, Basel könne sich schliesslich nur blamieren. Und wenn die «Sensation aller Sensationen» tatsächlich gelingen sollte, gäbe dies finanziell natürlich schon eine gewisse Sicherheit. «Wir müssten das Geld aber nachhaltig investieren und nicht für einzelne Spieler ausgeben. Der FC Biel bleibt der FC Biel – ein bescheidener und demütiger Klub.»