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Schweizer Frauen-Nati Bis auf die Nocken

Das Schweizer Nationalteam hat sich akribisch auf seine erste Teilnahme an einer A-Weltmeisterschaft vorbereitet. Beim Spiel, beim Material und dabei im Speziellen beim Schuh. Ganz nach dem Motto: Kein Detail zu klein, um am Turnier auf Kunstrasen nicht wichtig zu sein.

Innovation - eine weltweit bekannte Schweizer Tugend. Die macht sich auch das Team um die Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg zu eigen. Die Weltmeisterschaft findet als erstes grosses Turnier überhaupt auf Kunstrasen statt. Mit Folgen. Fürs Spiel. Und fürs Schuhwerk der Fussballerinnen. Denn Bewegen, Wenden, Springen, all das ist auf künstlichem Grund anders.

Der «Herr der Stollen»

Deshalb hat sich der Schuhwart der Schweizer Männer-Nati an Voss-Tecklenburg gewandt, mit der Idee, den Schuh jeder Nationalspielerin auf die Bedürfnisse des Spiels auf Kunstrasen zu adaptieren. Jean-Benoît Schüpbach amtet beim Männerteam seit Jahren als «Herr der Stollen». Der Romand gilt als Genie in seinem Fach. Weltstars wie Zlatan Ibrahimovic zählen auf sein Wissen.

Konische Nocken für den Kunstrasen

Und jetzt die Schweizer Nationalspielerinnen. Schüpbach stiess bei Voss-Tecklenburg offene Türen ein. Und so machte er sich daran, den Schuh jeder Spielerin mit neuen Nocken zu bestücken. Dank der konischen Form drehen sie sich im Rasen, der Schuh bleibt nicht hängen. Die Länge der Nocken ist flexibel, kann so auf die Bedürfnisse jeder Spielerin abgestimmt und auf die Höhe des Kunstrasens angepasst werden. Das ist essentiell. Bis jetzt weiss das Schweizer Team nicht, wie der Kunstrasen im Stadion beschaffen ist.

Es geht darum, jeder Spielerin ein gutes Gefühl zu geben
Autor: Martina Voss-Tecklenburg

Und die Innovation geht gar noch weiter. Auch die Schuheinlage ist bei jeder Spielerin massgeschneidert. Sie dient als Stossdämpfer, da die Schläge auf den Fuss auf Kunstrasen ungleich grösser sind. Und als Wärmebarriere, weil sich der Kunstrasen mitunter stark aufheizt und sich am Fuss schneller Blasen bilden.

So akribisch vorbereitet wie wohl kein zweites Team

Das alles geschieht vor dem Hintergrund der Verletzungsprävention. Mag sein, dass auch ein kleiner psychologischer Faktor mitspielt, denn Voss-Tecklenburg sagt: «Schliesslich geht es darum, jeder Spielerin ein gutes Gefühl zu geben. Und ihr zu vermitteln, dass wir alles dafür tun, um bestmöglich vorbereitet zu sein.» Sie bestätigt indirekt gar, dass wohl kein zweites Team an der WM dermassen viel in den Schuh investiert hat.

Durch und durch vorbereitet. Oder eben bis auf die Nocken. Vielleicht verschafft sich die Schweiz mit ihrer Innovation und den individuellen Anpassungen beim Schuh ja gar den entscheidenden Vorteil gegenüber ihren WM-Gegnerinnen.

Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 5.6.15, 22:20 Uhr

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