Benjamin Huggel, die Schweiz ist dank dem 2:1-Sieg gegen Ecuador resultatmässig perfekt in die WM gestartet. Die Leistung war aber eher mässig. Was muss gegen Frankreich besser werden?
Benjamin Huggel: Gegen Frankreich muss definitiv eine Steigerung her. Der Sieg gegen Ecuador war sicher nicht gestohlen. Aber die Franzosen haben gegen Honduras gezeigt, dass sie gut drauf und um einiges stärker sind als Ecuador.
Könnte im 1. Spiel auch die Nervosität ein Grund für den diskreten Auftritt der Nati gewesen sein?
Eigentlich haben die Spieler keine Zeit mehr nervös zu sein, sobald das Spiel läuft. Fest steht aber, dass sie jetzt wissen, wie es sich anfühlt, an der WM in Brasilien zu spielen. Der erste grosse Druck, der Druck des totalen Versagens, ist jetzt weg. Das kann schon befreiend wirken.
Zur Aufstellung: Es wird spekuliert, dass Admir Mehmedi anstelle von Valentin Stocker in die Startaufstellung kommt. Denken Sie, dass Hitzfeld diese Änderung vornimmt?
Ich gehe schon fest davon aus, dass Mehmedi für Stocker auf der linken Seite beginnen wird. Persönlich finde ich Mehmedi aber im Zentrum stärker als auf der Aussenbahn. Anderseits hat er gegen Ecuador nach seiner Einwechslung überzeugt und verdient diese Chance. Ansonsten denke ich, dass Ottmar Hitzfeld den gleichen Kräften vertrauen wird wie gegen Ecuador.
Ricardo Rodriguez sagte, dass die Schweiz dank ihm und Stephan Lichtsteiner die besten Aussenverteidiger der Welt hat. Hilft dieses gesunde Selbstvertrauen oder besteht hier vielleicht auch die Gefahr der Selbstüberschätzung?
Ganz ungefährlich sind die Worte von Rodriguez nicht, aber er liegt mit dieser Aussage sicher nicht falsch. Rodriguez und Lichtsteiner sind sehr gute und moderne Aussenverteidiger und haben in der vergangenen Saison starke Leistungen gezeigt bei ihren Klubs. Trotzdem wird ein Spieler nur durch eine solche Äusserung nicht automatisch besser. Oft ist es sinnvoller, wenn man seine eigene Leistung von anderen beurteilen lässt.
Frankreich verfügt über sehr viel Qualität
Am Freitag spielt die Schweiz gegen Frankreich. Die Franzosen sind mit einem 3:0 gegen Honduras gestartet. Wie beurteilen Sie die Leistung der Franzosen im 1. Spiel?
Honduras hat gegen Frankreich sehr hart gespielt, teilweise auch unfair. Die Franzosen haben diesen Kampf aber angenommen und hatten nicht das Gefühl, dass sie die Partie nur mit schönem Spiel gewinnen können. Zudem haben sie als Kollektiv überzeugt. Gefallen hat mir auch wie jeweils Karim Benzema eingesetzt wurde oder wie Paul Pogba immer wieder in den Abschluss gegangen ist. Da ist sehr viel Qualität vorhanden.
Wen gilt es besonders zu beachten?
Vor allem Benzema und Pogba können den Unterschied ausmachen. Sofern er spielen kann, ist auch Yohan Cabaye sehr wichtig. Er hielt das Spiel gegen Honduras im defensiven Mittelfeld zusammen und hatte sehr viele Ballkontakte. Zur Defensive kann man nach dem Honduras-Spiel nicht viel sagen, weil sie praktisch nicht beschäftigt war.
Sie haben in der Quali zur WM 2006 beim 0:0 der Schweiz gegen Frankreich in Paris gespielt. Können sie dank ihrer Erfahrungen den heutigen Nati-Spielern einen Tipp geben, wie man gegen Frankreich spielen muss?
Einen konkreten Tipp habe ich nicht. Wichtig ist, dass die Nati gegen Frankreich nicht anders spielt als gegen ein anderes Team. Die Schweizer müssen ihre beste Leistung bringen, für die Schweiz kämpfen und die persönlichen Interessen für 90 Minuten in den Hintergrund stellen.