«Nach rund 75 Minuten realisierte ich: ‚Wir könnten noch zwei Tage weiterspielen und würden wohl kein Tor schiessen‘», erinnert sich Stephan Lichtsteiner an das bittere und biedere 0:0 gegen Honduras im letzten Gruppenspiel der WM 2010 zurück.
Der Frust im Schweizer Lager war riesig. Die Nati scheiterte an der Aufgabe, einen Gegner, der nicht zu den Grossen des Weltfussballs zählt, zu dominieren, ein Spiel kreativ zu gestalten und Torchancen zu kreieren. «Die Schweiz spielt nur gegen bessere Gegner wirklich gut, gegen kleine hat sie Mühe» - die weit verbreitete Meinung traf auf jenen Abend in Bloemfontein zu.
«Jeder fordert den Ball, will etwas kreieren»
Knapp vier Jahre sind vergangen, die WM steht vor der Tür und für das Erreichen der Achtelfinals dürfte entscheidend sein, wie sich die Schweiz gegen Ecuador und Honduras schlägt. «Das aktuelle Team ist mit jenem von 2010 nicht zu vergleichen», ist Lichtsteiner überzeugt. «Jeder fordert den Ball, will etwas kreieren. So sind wir unberechenbar und kommen zu viel mehr Chancen aus dem Spiel heraus», führt der Routinier aus.
Lichtsteiner, seit neun Jahren im Kreis der Nationalmannschaft, begrüsst den neuen Spielstil der Nati: «Früher lief das Spiel oft zäh und mühsam, heute treten wir kreativer auf».
«Für Überraschung sorgen»
Als Aussenverteidiger leistet Lichtsteiner mit Vorstössen über die Seite seinen Beitrag dazu, Torgefahr zu kreieren. «Die gegnerische Verteidigung ist auf unsere Offensive meist sehr gut eingestellt. Aussenverteidiger, die sich in den Angriff einschalten, können für einen Überraschungsmoment sorgen, sie sind im modernen Fussball unabdingbar», ist er überzeugt.
«Acht geben auf Konter»
Dass damit aber auch die Gefahr einer eigenen bösen Überraschung einhergeht, dessen ist sich Lichtsteiner bewusst. Spielt die Schweiz offensiv, wird sie anfälliger auf Konter. «Darauf gilt es acht zu geben», warnt Lichtsteiner.
Dass ein Spieler wie Lichtsteiner nicht eine mangelnde Torausbeute, sondern die Konteranfälligkeit gegen «kleine» Gegner als mögliche Achillesferse sieht, darf positiv stimmen. Ob der Teamleader mit seiner Einschätzung recht behält, weist sich am 15. Juni, wenn die Schweiz in Brasilia gegen Ecuador antritt.