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Krise bei der DFB-Elf Flick als «ärmste Sau» oder auf taktischen Irrwegen?

Der deutsche Bundestrainer wird wegen seiner miserablen Bilanz in Frage gestellt. Rudi Völler verteidigt ihn.

Hansi Flick
Legende: Ratlosigkeit hat einen Namen Hansi Flick bei der 0:2-Pleite gegen Kolumbien in Gelsenkirchen. imago images/Ulmer/Teamfoto

Eine bereits enttäuschende Länderspiel-Saison der deutschen Nationalmannschaft hat am Dienstag mit einer weiteren Niederlage geendet – gegen Kolumbien setzte es ein 0:2 ab. Im Hinblick auf die Heim-EM im kommenden Jahr schrillen in der deutschen Medienlandschaft die Alarmglocken.

Zielscheibe der nicht abnehmenden Kritik ist wenig überraschend Trainer Hansi Flick. Potenzielle Nachfolger gäbe es viele: Jürgen Klopp würde deutsche Fan-Herzen sofort höher schlagen lassen, ist aber weiterhin gebunden an den FC Liverpool. Julian Nagelsmann wäre nach seiner Freistellung beim FC Bayern zumindest frei. Stefan Kuntz? Ralf Rangnick? Roger Schmidt?

Flick machte indes nach der Pleite in Gelsenkirchen klar, dass er nicht abzutreten gedenkt. «Natürlich ist es eine Situation für mich, die ich so in dieser Form noch nicht erlebt habe. Ich kann versprechen, dass wir im September eine andere Mannschaft sehen werden», so der 58-Jährige.

Nur Ribbeck hatte eine schlechtere Bilanz

Deutschland verlor erstmals seit der Saison 1956/57 (3 Siege, 4 Niederlagen, 1 Unentschieden) mehr Länderspiele als es gewann (Saison 2022/23: 3 Siege, 5 Niederlagen, 1 Unentschieden).

Nach der neusten Niederlage ist Flick in der Bilanz der Bundestrainer auf den vorletzten Platz abgerutscht. Der 58-Jährige holte im Schnitt nur 1,79 Punkte pro Spiel. Dabei war er einst mit acht Siegen gestartet. Nur Erich Ribbeck (1,50) liegt noch hinter Flick. Für Ribbeck war nach der verpatzten EM 2000 nach 24 Länderspielen Schluss. Flick ist jetzt auch bei 24 Länderspielen angekommen.

Völler eilt zur Verteidigung Flicks herbei

Rudi Völler nahm den Bundestrainer aus der Schusslinie und warf eine andere «Qualitätsfrage» auf. Der DFB-Sportdirektor zielte dabei voll auf die Spieler. «Es fehlt bei dem einen oder anderen an der Topqualität», sagte er. «Wir haben einige gute Spieler, die ganz oben im Regal sind. Aber wir haben auch einige Spieler, die werden es nicht schaffen für die Europameisterschaft.» Flick dagegen sei doch als Trainer «am Ende die ärmste Sau», meinte der 63-Jährige.

Wir haben gesehen, dass wir keine Mannschaft sind, die Dreierkette spielen kann.
Autor: Emre Can mit Tipps für Trainer Flick

Aus dem Lager der kritisierten Spieler kommen derweil unterschiedliche Signale. «Wir haben absolutes Vertrauen in ihn», sagte etwa Torhüter Marc-André ter Stegen über Flick. Leon Goretzka nannte die Situation jedoch «dramatisch», Robin Gosens sprach von einem «Negativstrudel». Defensivakteur Emre Can benannte eine Sofortmassnahme, wenn er etwas zu sagen hätte: «Viererkette! Wir haben gesehen, dass wir keine Mannschaft sind, die Dreierkette spielen kann.»

In den fast drei Monaten bis zu den nächsten Länderspielen gegen Japan und Frankreich bleibt noch etwas Zeit, um Nachjustierungen vorzunehmen. Die Verantwortlichen um Präsident Bernd Neuendorf, Liga-Boss Hans-Joachim Watzke und Krisenmanager Völler werden sich aber einigen offenen Fragen stellen müssen.

Resultate

SRF zwei, Sportflash, 12.06.2023, 22:55 Uhr ; 

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