In keiner anderen Nationalmannschaft, die bei der EURO teilnimmt, herrscht ein derartiges sprachliches Chaos wie bei Albanien:
- Man spricht Zürcher Dialekt. Shkelzen Gashi zum Beispiel.
- Oder Baseldeutsch. Wie Taulant Xhaka.
- Und man unterhält sich mit Ostschweizer Akzent. Amir Abrashi macht das.
- Ausserdem wird hochdeutsch gesprochen, französisch ebenfalls.
Aber Albanisch? Die offizielle Landessprache wird kaum gebraucht, viele der Spieler verstehen sie nicht einmal richtig, weil sie ausserhalb Albaniens aufgewachsen sind, vor allem in der Schweiz. Gashi wuchs in Zürich auf. Seit ein paar Monaten spielt er in den USA. Sein Englisch mache Fortschritte, berichtet er stolz. Was ist besser – sein Albanisch oder sein Englisch? Gashi braucht nicht lange nachzudenken: «Ganz klar, Englisch.»
(In)offizielle Umgangssprache: Italienisch
Um das babylonische Sprachgewirr noch ein wenig unübersichtlicher zu machen, ist die (in)offizielle Umgangssprache in der Mannschaft Italienisch. Das hat damit zu tun, dass Trainer Gianni de Biasi Italiener ist. Im Notfall kann sich De Biasi auch ganz leidlich auf Englisch verständigen, aber die Teamsitzungen finden ausschliesslich auf Italienisch statt. Für einige der Spieler ist das durchaus problematisch. Für den Basler Xhaka zum Beispiel. Italienisch beherrsche er nicht, sagt er, er verstehe einige Brocken, mehr nicht.
Ein Problem?
Kein Problem! Die Albaner sind Meister der Improvisation. Was Xhaka und andere Deutschschweizer vielleicht nicht verstehen, übersetzt Captain Lorik Cana (in Lausanne aufgewachsen), der ohnehin der verlängerte Arm des Trainers ist. Auch Armando Sadiku vom FC Vaduz kann helfen – er hat lange im Tessin gelebt, spricht fliessend Italienisch und ganz ordentlich Deutsch.
Dass trotz so vieler potenzieller Missverständnisse die Qualifikation zur EURO geschafft wurde, hat damit zu tun, dass alle albanischen Spieler einen gemeinsamen Nenner haben: Die Liebe zum Doppeladler; die unbändige Leidenschaft, für ihr Land und ihre Landsleute bei der EURO im Kreis der Grossen eine Leistung zu bringen, auf die alle stolz sein können.
Sendebezug: Laufende Berichterstattung zur Nationalmannschaft