- Der Trainer : Im Angesicht des unerwarteten Triumphs wurde sogar der stets stoisch ruhige und oft mürrisch wirkende Fernando Santos emotional. Seine Philosophie, aus einer organisierten Defensive heraus Nadelstiche zu setzen, ging voll auf. Klammert man die Partie gegen Ungarn (3:3) aus, kassierte der Europameister im ganzen Turnier lediglich 2 Gegentore aus dem Spiel heraus. Santos, von 2010 bis 2014 griechischer Nationaltrainer, bediente sich so der Waffen, mit welchen Portugal 12 Jahre zuvor von den Griechen im Final geschlagen worden war.
Der Superstar : Cristiano Ronaldo brauchte ein wenig Anlaufzeit, um ins Turnier zu finden. Nach bescheidenen Auftritten gegen die eher destruktiv agierenden Isländer und Österreicher markierte die Partie gegen Ungarn den Wendepunkt für «CR7». Fortan hatte der mehrfache Weltfussballer bei nahezu jeder wichtigen Aktion seine Füsse im Spiel. Im Final verletzt ausgewechselt, bewies Ronaldo seine unglaubliche Präsenz an der Seitenlinie und avancierte zum Co-Trainer.
- Der Kongeniale : Dass Ronaldo brillieren durfte, lag in erster Linie an seinem wirbligen Sturmpartner Nani . Der 29-Jährige musste im Angesicht der Tatsache, dass Ronaldo bei Real Madrid mit den Topshots Karim Benzema und Gareth Bale agiert, in grosse Fussstapfen treten. Eine Aufgabe, die der kürzlich von Valencia engagierte Portugiese mit Bravour löste. Wie Ronaldo erzielte auch er im Turnier 3 Tore.
- Die Entdeckungen : Die Bundesliga darf sich freuen: Sowohl der künftig für Borussia Dortmund spielende Raphael Guerreiro als auch Bayerns Neuzugang Renato Sanches lieferten eine mehr als gelungene Talentprobe ab. Mit Guerreiro als Linksverteidiger kassierte Portugal nur ein einziges Gegentor. Auch der erst 18-jährige Sanches wurde seinen Vorschusslorbeeren gerecht: Mit seiner ständigen Präsenz im halbrechten Mittelfeld mauserte sich der 35-Millionen-Euro-Transfer zu einer echten Teamstütze.
- Der Joker : Nur gerade 13 Minuten hatte der neu in Lille spielende Mittelstürmer Eder bis zum Final auf dem Buckel. Nun wird sein Name für immer untrennbar mit der EURO 2016 verbunden sein: In der 79. Minute auf den Rasen gekommen, erzielte er exakt eine halbe Stunde später den Treffer zum grossen Triumph. Oder wie es sein Trainer Fernando Santos ausdrückte: «Aus dem hässlichen Entlein ist ein schöner Schwan geworden.»
Der Rückkehrer : Einst in einem Atemzug mit Ronaldo genannt, sorgte Ricardo Quaresma für längere Zeit fast ausschliesslich für (Negativ-) Schlagzeilen abseits des Fussballfeldes. Nach einer guten Saison bei Besiktas Istanbul und auf Drängen von Jugendfreund Ronaldo wurde Quaresma doch noch für die EURO nominiert. Und der Mann mit dem Tränen-Tattoo bedankte sich hinreichend: Mit seinem Treffer in der 117. Minute gegen Kroatien, mit Glamour (wie bei seiner «Bicicletta» gegen Frankreich) und mit unermüdlichem Einsatz.
- Der Fighter : A propos Einsatz: Wer über Kampfgeist spricht, kommt an einem nicht vorbei – Pepe. Der im Vorfeld wegen überharten Tacklings und Schauspieleinlagen oft gerügte «Krieger» nahm in Portugals Meisterelf den Part des Abwehrchefs ein. Trotz Oberschenkelproblemen liess der Real-Verteidiger den französischen Paradesturm um Antoine Griezmann und Olivier Giroud verzweifeln. Pepe bildete den Kitt, der die gut organisierte portugiesische Defensive zusammenhielt.
Sendebezug: Laufende Berichterstattung EURO 2016