Es war das grosse Thema an der Medienkonferenz der Franzosen vor dem Halbfinal-Knüller gegen Deutschland: Wie besiegt man die Vergangenheit? Einzig 1958 im Spiel um Platz 3 gelang es Frankreich, die DFB-Elf an einer Endrunde zu bezwingen. Ansonsten gab es in 3 K.o.-Spielen 3 teils schmerzvolle Niederlagen .
«Wir können die Geschichte nicht verändern. Es gibt aber neue Kapitel, die auf leeren Seiten geschrieben werden können», sagte Frankreichs Trainer Didier Deschamps und gab gleich die Marschrichtung vor: «Trotz allem Respekt, den wir vor dem Weltmeister haben, wollen wir unser Spiel durchziehen. Wir können nicht einfach defensiv auflaufen.»
«Damals gehört zur Vergangenheit», schlägt Torhüter Hugo Lloris in die gleiche Kerbe. Er war ein Teil des Teams, das Deutschland 2014 im WM-Viertelfinal unterlag. «Wir haben damals gegen einen erfahreneren und besseren Gegner gespielt. Ich glaube, dass sich unsere Mannschaft seitdem extrem weiterentwickelt hat», so Rekordkapitän Lloris.
Wir sind noch nicht darüber hinweg.
Deschamps pflichtet ihm bei: «Wenn wir es bis hierher geschafft haben, bedeutet es auch, dass wir Qualitäten haben. Wir können unsere Gegner vor Probleme stellen.»
Mittelfeldspieler Moussa Sissoko hofft ebenfalls, dass man nach dieser Partie die Vergangenheit ruhen lassen kann: «Wir sind noch nicht darüber hinweg. Es ist an der Zeit, das wiedergutzumachen.»
Verletzungssorgen bei Deutschland
Während Frankreich wieder auf die im Viertelfinal gesperrten Adil Rami und N'Golo Kanté zählen kann, beklagt Deutschland Verletzungspech. Stürmer Mario Gomez (fällt für den Rest der EM aus) und Mittelfeldspieler Sami Khedira können nicht mittun. Zudem fehlt in der Innenverteidigung Mats Hummels gelb-gesperrt.
Angst gehört aber nicht zu den Dingen, die bei uns vorherrschend sind.
Immerhin, der zuletzt angeschlagene Bastian Schweinsteiger ist fit genug für einen Einsatz in der Startelf. «Die Verletzung ist so gut wie auskuriert, er wird auf jeden Fall beginnen. Gerade in einem Hexenkessel wie hier ist seine Erfahrung enorm viel wert», sagte Bundestrainer Joachim Löw.
Ganz spurlos dürften die Ausfälle nicht am deutschen Team vorübergehen, auch wenn gegen aussen gesundes Selbstvertrauen demonstriert wird. So sagte etwa Thomas Müller: «Wir haben Respekt. Angst gehört aber nicht zu den Dingen, die bei uns in der Mannschaft vorherrschend sind.»
Die voraussichtlichen Aufstellungen
Deutschland: 1 Neuer; 4 Höwedes, 17 Boateng, 2 Mustafi; 21 Kimmich, 7 Schweinsteiger, 18 Kroos, 3 Hector; 8 Özil, 13 Müller, 11 Draxler.
Frankreich: 1 Lloris; 15 Sagna, 21 Koscielny, 4 Rami, 3 Evra; 19 Pogba, 14 Matuidi; 18 Sissoko, 7 Griezmann, 8 Payet; 9 Giroud.
Bemerkungen: Deutschland ohne Hummels (gesperrt) sowie Gomez und Khedira (beide verletzt), Frankreich komplett.
Sendebezug: Laufende Berichterstattung zur EURO 2016