Eindeutig, die Nationalmannschaft Frankreichs ist anfällig für Polemiken. Nach der Sextape-Affäre um Karim Benzema, der positiven Dopingkontrolle von Mamadou Sakho und den Rassismusvorwürfen gegen Didier Deschamps ist seit zwei Tagen nun das grosse Theater um Paul Pogba entbrannt.
Eine Art «Rache»?
- Kurz nachdem Dimitri Payet am Mittwoch das 2:0 gegen Albanien erzielt hatte, feierte Pogba den Treffer mit einer obszönen Geste Richtung Haupttribüne. Dort, wo die Journalisten sitzen.
- Man betrachtet es als eine Art «Rache» auf die vielen Kritiken seit Beginn des Turniers.
- Um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu giessen, entscheidet der Sender BeIN Sports, der das Turnier in ganz Frankreich überträgt, die Bilder nicht zu zeigen
Obszöne Geste oder Jubelgeste?
Doch es hat bereits gereicht, um die Polemik loszubrechen. Und statt sich zu entschuldigen und zur Tagesordnung überzugehen, haben sich Pogba und sein Umfeld entschieden, die Tatsachen abzustreiten. Es habe sich um eine Jubelgeste gehandelt, hiess es. Zu spät, das Unglück war passiert. Und der Streit zwischen den Medien und der Öffentlichkeit (mit vielen Pogba-Fans) über den Umgang mit dem Mittelfeld-Star ist aufs Neue entbrannt.
Denn dieser Spieler lässt niemanden kalt und fasziniert die Fans mit seiner genialen Spielweise. Das Problem ist aber, dass man diesen Pogba nur noch bei Juventus Turin sieht. Bei «Les Bleues» kann man seine herausragenden Spiele dagegen an einer Hand abzählen. Sobald er das Steuer für sein Land in die Hand nehmen muss, verschwindet sein Genie.
Er will der Beste werden
Da kann man sich nun fragen, warum die Ansprüche so hoch sind? Es liegt wohl daran, dass Pogba in Interviews häufig selber erklärt, dass er der Beste sein und den Ballon d'Or gewinnen wolle. Da scheint er noch viel Arbeit vor sich zu haben. Eigentlich wäre er der perfekte Fussballer der Moderne: Technisch hochbegabt, risikofreudig, spektakulär, sehr präsent in den sozialen Medien, ein gutes Image. Doch sportlich reicht das alles nicht aus.
Die Ansprüche an einen erst 23-Jährigen sind hoch, vielleicht gar zu hoch. Die Lösung: Alle Parteien sollten die Emotionen runterschrauben. Pogba muss neben und auf dem Feld erwachsener werden, einen einfacheren Fussball spielen. Die Kritiker wiederum dürften etwas gnädiger mit ihm umgehen. Denn alle haben doch das gleiche Ziel: Frankreich am 10. Juli in Paris siegen zu sehen.