Die Schweizer Nationalmannschaft hat an der EURO eine Achterbahn der Gefühle erlebt. Nach einem harzigen Auftakt gegen Wales (1:1) folgte der schwache Auftritt gegen Italien (0:3), der im Vorfeld von viel Nebengeräuschen begleitet und im Nachgang harsch kritisiert wurde.
Danach setzte das Team von Vladimir Petkovic allerdings zu einem Steigerungslauf an: Nach einem überzeugenden Auftritt gegen die Türkei (3:1) folgte der überragende Achtelfinal-Sieg gegen Weltmeister Frankreich (3:3 n.V., 5:4 n.P.), ehe die Nati nach einem aufopfernden Kampf an Spanien scheiterte (1:1 n.V., 1:3 n.P.).
Das Team wurde viel kritisiert, gab die Antwort aber auf dem Rasen und spielte sich am Ende in die Herzen der Fans. Wir lassen die Achterbahnfahrt in Form von Zitaten der Nati-Protagonisten Revue passieren und picken zu jedem Spiel eine prägende Aussage heraus:
- Schweiz - Wales: «Liessen die fussballerischen Qualitäten links liegen»
Die Schweiz hat die Partie im Griff, lässt nach der Führung aber unverständlicherweise stark nach und muss sich mit einem enttäuschenden 1:1 begnügen. Torhüter Yann Sommer findet klare Worte:
Wir standen viel zu tief, waren zu passiv. Wir wurden für eine schwache Phase hart bestraft. Wir haben in der 2. Halbzeit ihr Spiel angenommen und die fussballerischen Qualitäten links liegen gelassen. Es fühlt sich an, als hätten wir 2 Punkte verloren.
- Schweiz - Italien: «Ich bin enttäuscht von mir selbst»
Die Nati nimmt sich viel vor und glaubt, den Italienern auf Augenhöhe begegnen zu können. Dem ist nicht so, die Schweiz bleibt beim 0:3 chancenlos. Nun holt die Affäre um den eingeflogenen Coiffeur die Nati ein, das Team und Petkovic sehen sich harscher Kritik ausgesetzt. Doch der Trainer nimmt die Schuld auf sich:
Wir haben kein gutes Spiel gezeigt. Wir haben einfache Fehler gemacht und uns zu fest zurückgezogen. Ich bin in erster Linie von mir selbst enttäuscht. Dieser Auftritt bedeutet, dass ich nicht gut gearbeitet habe.
- Schweiz - Türkei: «An solchen Dingen zerbrechen wir nicht»
Der Nati droht das vorzeitige EM-Aus – aber das Team liefert die richtige Antwort. Mit dem 3:1-Sieg über die Türken steht einen Tag später auch die Achtelfinal-Qualifikation fest. Captain Granit Xhaka spricht von grossem Charakter im Team:
Der Druck war enorm gross bei uns. Heute haben wir bewiesen, dass wir Charakter in der Mannschaft haben. Wir wurden sehr viel kritisiert für Kleinigkeiten, die aus meiner Sicht nicht wichtig sind. Ich kann garantieren, dass diese Mannschaft an solchen Dingen nicht zerbricht.
- Schweiz - Frankreich: «Heute haben wir vielen den Mund gestopft»
Die Schweiz liefert gegen den Weltmeister ihr Meisterstück ab. Die Nati kämpft sich nach einem verschossenen Elfmeter und einem 1:3-Rückstand ins Penaltyschiessen, gewinnt dort mit 5:4 und schafft mit dem Viertelfinal-Einzug Historisches. Xhaka kann sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen:
Jeder Schweizer kann heute enorm stolz sein auf diese Mannschaft. Jeder Einzelne, der dabei war, hat Geschichte geschrieben. Es wurde so viel geschrieben über dieses Team – aber heute haben wir vielen den Mund gestopft.
- Schweiz - Spanien: «Ich bin richtig stolz»
Es hat nicht sollen sein. Die Schweiz kämpft gegen Spanien heroisch, schafft es trotz Unterzahl ins Elfmeterschiessen – und scheidet aus. Es fehlt nicht viel für den Halbfinal-Einzug. So aber bleibt die Enttäuschung zurück. Xherdan Shaqiri, der das Team aufgrund der Sperre von Xhaka als Captain anführt, verspürt trotzdem riesigen Stolz:
Es ist unglaublich und unbeschreiblich, was die Jungs geleistet haben. Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Ich bin einfach richtig stolz auf die Mannschaft. Man wird dieses Team nie mehr vergessen.