Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Nati-Gegner Spanien im Check Weniger Glamour, mehr Eifer und gleich viel Sorge zum Ball

Wie gut ist die spanische Ausgabe an der EURO 2020 wirklich? Eine Frage, die nach dem bisherigen Turnierverlauf kaum zu beantworten ist.

Alle spanischen Spieler jubeln gemeinsam über ein Tor.
Legende: «Juntos» – zusammen Die Spanier traten bisher als eingeschworene Einheit auf. Reuters

Luis Enrique wird es an den Pressekonferenzen vor und nach den Spielen nicht müde zu erwähnen: Die grösste Stärke dieser spanischen Mannschaft ist die Gruppe, der Zusammenhalt. Der 51-jährige Trainer ist der festen Überzeugung, dass ein funktionierendes Teamgefüge unabdingbar ist, um an einer Endrunde maximal erfolgreich zu sein.

Die Einheit steht über allem

Dieses «Wir-Gefühl» war Luis Enrique derart wichtig, dass er seine Kader-Selektion für die EURO darauf abstimmte. So musste der Captain und diskussionslose Leader, in der abgelaufenen Saison aber oft verletzte Sergio Ramos zuhause bleiben. Der Abwehrchef hatte sich rechtzeitig für die EM von seiner Verletzung erholt, war aber noch nicht bei 100 Prozent.

Mindestens zu Beginn des Turniers hätte sich Ramos mit der unüblichen Reservistenrolle begnügen müssen. Luis Enrique muss das 35-jährige Alphatier als potenziellen Störenfried ausgemacht haben. Eine andere Erklärung für die Nicht-Nominierung des 180-fachen Internationalen drängt sich nicht auf.

Internationale «No Names» statt Real-Stars

Statt eines Ramos, eines Nacho, oder auch eines Marco Asensio, die mehr Erfahrung mitgebracht hätten, berief Luis Enrique 14 Akteure ins 24-köpfige EM-Kader, die vor der EURO 12 oder weniger Länderspiele auf dem Buckel hatten. 10 davon standen in den bisherigen 4 EM-Partien der Spanier mindestens zweimal in der Startelf.

Pablo Sarabia.
Legende: Pablo Sarabia Bei PSG oft nur Reservist, bei Spanien an der EURO mittlerweile Stammspieler. Der 29-Jährige hat 2 Tore und 2 Vorlagen auf dem Konto. imago images

Dabei handelt es sich in vielen Fällen um Spieler, die zwar bei europäischen Top-Klubs unter Vertrag stehen, dort aber oftmals nicht 1. Wahl waren. Genannt seien an dieser Stelle die beiden Innenverteidiger Aymeric Laporte und Eric Garcia sowie Angreifer Ferran Torres (alle ManCity, Garcia wechselt auf die kommende Saison zu Barcelona). Oder auch Pablo Sarabia, der sich während der EURO unter Luis Enrique zum Stammspieler gemausert hat. Sie alle sehen in der EM auch eine Chance, sich zu präsentieren und allenfalls für neue Aufgaben zu empfehlen.

Ball halten oder sofort zurückgewinnen

Auf taktischer Ebene setzt Luis Enrique auf ein 4-3-3, von diesem System kam er im bisherigen Turnierverlauf trotz eher schwachen Auftritten in den ersten beiden Gruppenspielen gegen Schweden (0:0) und Polen (1:1) nicht ab. Erst im 3. Vorrundenspiel gegen die Slowakei (5:0) und im Achtelfinal gegen Kroatien (5:3 n.V.) wussten die Spanier ihre Feld- und Ballbesitzvorteile auch in Tore umzumünzen.

Stichwort Ballbesitz: Dieser ist noch immer das höchste Gut der Spanier. Im Durchschnitt erreichte die «Roja» 67,5 Prozent Ballbesitz, diese Statistik führt sie deutlich an.

Wacklige Defensive

Die Achillesferse der Spanier war bis anhin das Spiel ohne Ball. Bis auf die Slowakei kamen bisher alle Gegner relativ leicht zu guten bis sehr guten Torchancen. Das liegt nicht zuletzt am Gegenpressing, das bei Spanien (noch) nicht wie gewünscht funktioniert. Weil die Kompaktheit fehlte, fanden die Kontrahenten im Mittelfeld regelmässig grosse Räume vor.

In der Rückwärtsbewegung offenbarte die Equipe von Luis Enrique Schwächen. Das wird mit Sicherheit auch Vladimir Petkovic und seinem Trainer-Staff aufgefallen sein.

SRF zwei, sportlive, 28.06.2021, 20:30 Uhr;

Meistgelesene Artikel