In der Welt der sozialen Medien ist Rodrigo Hernández Cascante, bekannt als Rodri, nicht zu finden. Kein Instagram-Account, kein Facebook, nichts. «Ihm fehlt das Marketing. Sonst würde er um den Ballon d’Or mitkämpfen», sagte Spaniens Kapitän Alvaro Morata über die zentrale Figur bei Spanien.
Das ist ein Spieler, der eine absolute Ruhe ausstrahlt, der nicht fehleranfällig ist, auch nicht unter Druck.
Rodri ist so etwas wie der Anti-Star der «Roja» – und der EURO 2024. Mehr noch: Er ist einer der herausragendsten Fussballer. Die Urteile seiner Mitspieler schwanken zwischen «dem besten Sechser der Welt» und «einem der besten Sechser der Welt».
Mit Spielübersicht und Torgefahr
Pep Guardiola, sein Trainer bei Manchester City, hält ihn für den «besten Mittelfeldspieler der Welt». Für Nationaltrainer Luis de la Fuente ist er der wichtigste Ansprechpartner, der auf dem Rasen seine Anweisungen weitergibt.
Als der Titelkandidat im Achtelfinal gegen Georgien 0:1 zurücklag, da trat Rodri mal kurz auf den Ball, hielt inne und forderte mit einigen Gesten seine Kollegen auf, wieder zur Ruhe zu kommen. «Es gab fünf Minuten der Konfusion. Sie sollten einen kühlen Kopf bewahren», erklärte er später – ehe er das 1:1 selbst erzielte.
Denn Rodri schiesst auch Tore: Im Champions-League-Final 2023 markierte er gegen Inter Mailand den 1:0-Siegtreffer für City. 8 Treffer und 9 Torvorlagen in 34 Spielen zuletzt in der Premier League sind eine beachtliche Quote für einen defensiven Mittelfeldspieler.
Kroos bringt das Selbstvertrauen zurück
Selbst Toni Kroos – Rodris Pendant beim Viertelfinal-Gegner Deutschland – ist voll des Lobes für seinen Kontrahenten: «Das ist ein Spieler, der eine absolute Ruhe ausstrahlt, der nicht fehleranfällig ist, auch nicht unter Druck.»
Dabei gehört Kroos selber zum Besten, was die Sechser-Position im Weltfussball zu bieten hat. Er habe ein neues Selbstvertrauen in die DFB-Auswahl gebracht, meinte etwa Leroy Sané. «Vorher», betonte der Bayern-Star, «waren wir nicht so stabil. Das war eine grosse Schwäche von uns. Diese Schwäche hat er uns genommen.»
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das Turnier zu gewinnen.
«Er ist von grundlegender Bedeutung für Deutschland und war es auch für Real Madrid», lobte weiter Joselu, Teamkollege von Kroos bei den «Königlichen». Und fügte verschmitzt an: «Hoffen wir, Toni am Freitag in den Ruhestand zu schicken.»
Die fehlende Trophäe
Davon will Kroos selbstredend nichts wissen. «Ich gehe nicht davon aus, dass es mein letztes Spiel ist», sagte der 34-Jährige. «Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das Turnier zu gewinnen.» Zurückgekommen sei er schliesslich, um dieses letzte Ziel als Spieler zu erreichen. Weltmeister ist er 2014 geworden, auf Klubebene hat er so ziemlich jeden Titel gewonnen. Nur die EM-Trophäe fehlt noch im Palmarès.
Er könne ja verstehen, dass das Joselus Idee sei, «aber es wird wenig überraschen, wenn ich sage, dass wir da viel dagegen haben und ich glaube, dass wir gute Chancen haben», ergänzte Kroos und schmunzelte: «Ich lasse ihm seinen Wunsch und gebe alles, dass er nicht in Erfüllung geht.»