England gehört seit Jahren zu den grossen Favoriten auf einen EM- oder WM-Titel. «Silverware» läuft das Team von Gareth Southgate aber seit Jahren hinterher, 58 Jahre, um genau zu sein. Ausser dem Weltmeistertitel am Heim-Turnier 1966 gewannen die «Three Lions» nie mehr einen Titel.
Nach dem missglückten Intermezzo mit Sam Allardyce, dem ein Enthüllungsskandal zum Verhängnis geworden war, installierte der Verband im Herbst 2016 U21-Coach Southgate zunächst als Interimstrainer, 2 Jahre später durfte er langfristig bleiben. Und die Erfolge der notorisch erfolglosen Engländer – seit 1996 hatte man nie mehr einen Halbfinal erreicht und 2008 gar die EM verpasst – stellten sich rasch ein:
- WM 2018: Einzug in den WM-Halbfinal, wo man in der Verlängerung an Kroatien scheitert.
- EM 2021: Im Final verliert England dramatisch im Penaltyschiessen gegen Italien.
Doch schon vor 3 Jahren schien sich der Wind im Mutterland des Fussballs zu drehen: Für die Auswahl der (jungen) Spieler fürs Elfmeterschiessen wurde Southgate von den notorisch hyperventilierenden britischen Medien heftig kritisiert. Plötzlich standen nicht mehr die Resultate, sondern die oft konservativen und spielerisch dürftigen (aber erfolgreichen) Auftritte der ultratalentierten Mannschaft im Fokus.
Experten zählen Coach an
Nach dem Viertelfinal-Aus an der WM 2022 gegen den späteren Finalisten Frankreich und den bislang biederen Auftritten Englands an der EURO in Deutschland scheint Southgate angezählt wie nie. Gerade sein sturer Umgang mit seinen Stars und das ausbleibende Spektakel werden ihm vorgeworfen. Und das, obwohl sein Punkteschnitt von 2,07 in der Geschichte des englischen Fussballs nur von Allardyce (der England allerdings nur für 1 Spiel coachte) und Fabio Capello übertroffen wird.
Während aus der Mannschaft keine Kritik am Coach zu hören ist, überbieten sich die Experten in den Medien:
Wir waren elendig schlecht. Und zwar in allen vier Spielen.
Niemand will sehen, wie wir uns weit zurückziehen, aber wir müssen akzeptieren, dass das unsere Identität unter Gareth Southgate ist.
Southgate selber sieht seine Situation ganz nüchtern, wie er an der Medienkonferenz vor dem Schweiz-Spiel erklärte: «Wenn man eine solche Position wie ich bekleidet, gehören solche Spekulationen dazu. Als ich jünger war, habe ich mir Gedanken um meine Zukunft gemacht, mittlerweile beunruhigt mich das nicht mehr.»
Trotzdem könnte ausgerechnet das Jubiläumsspiel die Dernière sein. Im EM-Viertelfinal gegen die Nati bestreitet der 53-Jährige sein 100. Spiel an der Seitenlinie der «Three Lions». Auf der Insel geistert im Hinblick auf die Heim-EM 2028 bereits der Name Jürgen Klopp durch den Blätterwald.