Die Stärkeverhältnisse
Geht es nach der Klassierung in der Fifa-Weltrangliste, ist keine andere Vorrundengruppe an der EURO 2024 so ausgeglichen besetzt wie jene mit Frankreich, den Niederlanden, Österreich und Polen.
Keine Frage: Frankreich gehört auch in Deutschland zu den absoluten Topfavoriten. In der Quali-Gruppe B gab es in 8 Spielen gegen die Niederlande, Griechenland, Irland und Gibraltar 7 Siege und 1 Remis bei nur 3 Gegentoren. Mit dem 3. EM-Titel nach 1984 und 2000 würde man zu den Rekord-Europameistern Deutschland und Spanien aufschliessen. Doch dass grosse Namen keinen Erfolg garantieren, mussten «Les Bleus» vor 3 Jahren im EM-Achtelfinal gegen die Schweiz schmerzhaft erfahren.
Wenige Monate nach den beiden Aufeinandertreffen in der EM-Quali treffen die Niederlande bereits wieder auf Frankreich. Während die Erinnerungen an die 0:4-Klatsche im März 2023 noch schmerzen, sind jene an die letzte EURO in Deutschland besser: 1988 gewann die «Elftal» den Titel. Trainer Ronald Koeman spielte damals als eisenharter Libero im Final durch.
TEAM | FIFA-RANKING | EM-ENDRUNDEN | BESTES EM-ABSCHNEIDEN |
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Frankreich | Nr. 2 | 11 (1960, 1984, 1992-2024) | Europameister (1984, 2000) |
Niederlande | Nr. 7 | 11 (1976, 1980, 1988-2012, 2021, 2024) | Europameister (1988) |
Österreich | Nr. 25 | 4 (2008, 2016-2024) | Achtelfinal (2021) |
Polen | Nr. 28 | 5 (2008-2024) | Viertelfinal (2016) |
Das Team von Ralf Rangnick, der vor der EM lieber österreichischer Teamchef blieb, als neuer Bayern-Trainer zu werden, gilt in Deutschland als Geheimfavorit. Nach gelungener Quali hinter Belgien aber klar vor Schweden überzeugte Österreich jüngst auch bei den Testspielen im März. Der Wermutstropfen für Rangnick: Mit Torhüter Alexander Schlager, Abwehrchef David Alaba, Mittelfeldmotor Xaver Schlager und Goalgetter Sasa Kalajdzic fällt gleich die ganze Achse wegen schwerer Knieverletzungen aus.
Anders als viele Topnationen verfügt Polen über einen Knipser im Sturm. Doch Robert Lewandowski wird nicht jünger und konnte seine Formbaisse auch in der EM-Quali nicht kaschieren («nur» 3 Tore). Nach Rang 3 in der Gruppe E hinter Albanien und Tschechien musste man den Umweg über die Playoffs nehmen, wo Estland mit 5:1 und Wales im Penaltyschiessen geschlagen werden konnten.
Die Partien
- Sonntag, 16. Juni, 15:00 Uhr: Polen – Niederlande (Hamburg)
- Montag, 17. Juni, 21:00 Uhr: Österreich – Frankreich (Düsseldorf)
- Freitag, 21. Juni, 18:00 Uhr: Polen – Österreich (Berlin)
- Freitag, 21. Juni, 21:00 Uhr: Niederlande – Frankreich (Leipzig)
- Dienstag, 25. Juni, 18:00 Uhr: Niederlande – Österreich (Berlin)
- Dienstag, 25. Juni, 18:00 Uhr: Frankreich – Polen (Dortmund)
Die Köpfe
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Bild 1 von 8. Didier Deschamps. Als Spieler wurde er 1998 bereits Welt- und zwei Jahre später Europameister. 2018 durfte er als Nationaltrainer den WM-Pokal in die Luft stemmen. Der EM-Titel als Trainer fehlt ihm allerdings noch. Gut möglich, dass diese Lücke nun in Deutschland auch geschlossen wird. Bildquelle: IMAGO Images/PanoramiC.
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Bild 2 von 8. Kylian Mbappé. Beim WM-Titel vor 6 Jahren war Mbappé noch als «Küken» dabei. Nun ist er Captain und unumstrittener Chef. Sein Transfer von PSG zu Real Madrid macht die «Königlichen» ab der neuen Saison erneut zu «Galaktischen». Bildquelle: Keystone/EPA/MOHAMMED BADRA.
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Bild 3 von 8. Jeremie Frimpong. Eine bärenstarke Saison beim deutschen Meister Leverkusen brachte den Niederländer in die Notizbücher der ganz grossen Klubs. In der «Elftal» musste er sich bislang hinten anstellen. An der EURO dürfte seine Chance gekommen sein, weiter Werbung in eigener Sache zu machen. Bildquelle: IMAGO Images/BSR Agency.
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Bild 4 von 8. Matthijs de Ligt. Bereits in ganz jungen Jahren galt der Innenverteidiger als ganz grosses Talent. Seit seinem Wechsel zu Bayern München hat sich der Hype um ihn ein wenig gelegt, dabei ist De Ligt noch immer erst 24 Jahre alt. Ein letztes Mal dürfte er an der Seite von Abwehrchef Virgil van Dijk die bärenstarke niederländische Abwehr zusammenhalten. Bildquelle: IMAGO Images/BSR Agency.
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Bild 5 von 8. David Alaba. Es hätte die grosse EM des 31-Jährigen werden können, doch nach seinem Kreuzbandriss im letzten Dezember wird Alaba nicht rechtzeitig fit. An der EURO wird der Abwehrspieler von Real Madrid aber trotzdem dabei sein: als Non-Playing-Captain soll er das Bindeglied zwischen Mannschaft und Betreuerstab sein. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Christian Bruna.
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Bild 6 von 8. Marko Arnautovic. Arnautovic ist das «Enfant terrible» des österreichischen Fussballs. Der 35-Jährige wurde im Spätherbst seiner Karriere nochmal Meister. Inzwischen ist Arnautovic Österreichs Rekord-Nationalspieler (111 Länderspiele) – nicht schlecht für einen, der als Jugendlicher als nicht trainierbar galt. Bildquelle: Keystone/APA/GEORG HOCHMUTH.
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Bild 7 von 8. Robert Lewandowski. Die Schläfen sind zwar mittlerweile ergraut und ganz so viele Tore wie zu seinen Bayern-Zeiten schiesst der 35-Jährige nicht mehr. Doch Lewandowski ist für sein Land auch als Captain und Symbolfigur wichtig. Es könnte sein letztes grosses Turnier sein. (Mindestens) den Auftakt wird Lewandowski wegen eines Muskelfaserrisses aber verpassen. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Fermin Rodriguez.
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Bild 8 von 8. Sebastian Szymanski. Der 25-jährige Mittelfeldspieler von Fenerbahce zeigte eine ultrastarke Saison mit 33 Skorerpunkten. In der polnischen Nationalelf war sein Einfluss bislang noch nicht so gross. Die EURO könnte seine Plattform werden. Bildquelle: IMAGO Images/Newspix.
Einige Fakten
- Bei 3 der letzten 4 WM- oder EM-Turniere erreichte Frankreich den Final, zudem gewann man 2021 die Nations League. Hinter Argentinien sind «Les Bleus» die Nummer 2 der Welt und damit «Top of Europe».
- Frankreich absolvierte an den letzten 4 Turnieren 13 K.o.-Partien. Von diesen verlor man keine einzige in 90 Minuten. Im EM-Final 2016 unterlag man Portugal in der Verlängerung, im EM-Achtelfinal 2021 schied man gegen die Schweiz nach Penaltys aus und im WM-Final verlor man im Elfmeterschiessen gegen Argentinien.
- 38 Spieler setzte Ronald Koeman in der EM-Quali ein. Nur Italien und Spanien (je 40) rotierten mehr. Nur Virgil van Dijk, Xavi Simons und Wout Weghorst waren bei allen 8 Spielen am Ball.
- Wie die Schweizer Nati sind auch die Niederlande auf der Suche nach einem Topstürmer: In der EM-Quali gelangen zwar 17 Treffer in 8 Spielen, 9 davon aber gegen Gibraltar. Weghorst, Cody Gakpo und Calvin Stengs waren mit je 3 Toren Top-Torschützen.
- Österreich ist erstmals an einem Turnier in Deutschland dabei. Weder für Weltmeisterschaften 1974 und 2006, noch für die EM 1988 hatte man sich qualifizieren können.
Die Fortsetzung
Der Sieger der Gruppe D bekommt es mit dem Zweitklassierten der Gruppe F mit Portugal, der Türkei, Tschechien und Georgien zu tun. Für den Zweiten der Gruppe D geht es gegen den Zweiten der Gruppe E mit Belgien, der Ukraine, Rumänien und der Slowakei. Ein allfällig qualifizierter Gruppendritter würde auf einen Sieger treffen.