Nach 4 Spielen an der EURO 2024 lässt sich konstatieren: Murat Yakin und sein Staff hatten recht. Als es im letzten Herbst nur harzig lief, verwies man stets darauf, im Hinblick auf die EM Analysen vornehmen und die richtigen Schlüsse ziehen zu wollen. «Wir haben es uns damals selber schwer gemacht. Am Ende haben die Spielweise und die Resultate nicht gepasst. Aber rückblickend kann man sagen: Diese Gruppenphase hat viel gebracht», sagte der 49-Jährige an der Medienkonferenz am Dienstag in Stuttgart.
Eine der Änderungen, die neben dem Platz vorgenommen wurde, war die Verpflichtung von Giorgio Contini als Assistenztrainer. «Ich wollte jemanden an meiner Seite, in den ich vollstes Vertrauen habe», erklärte Yakin den Personalentscheid. Mit Contini sei diese Person gefunden: «Ich sehe ihn nicht als Assistenten, sondern als Partner und Mit-Trainer. Wir haben identische Ideen; es ist ein Glücksfall für uns, dass er diese Rolle akzeptiert hat.»
Auch dank Continis Inputs steht die Nati derzeit da, wo sie ist: Im Viertelfinal der EURO in Deutschland, wo am kommenden Samstag England wartet. «Unser Selbstvertrauen ist riesig. Wir wollen den Schwung mitnehmen und auch den nächsten Gegner ärgern», zeigte sich Yakin angriffig.
Wieso nicht?
Apropos angriffig: So will der Nati-Trainer auch am Samstag in Düsseldorf auftreten – selbst wenn er konstatiert hat: «Gegen defensiv massierte Teams hat England bislang Mühe gehabt. Aber das ist nicht unser Spielstil. Auch für uns ist es eine gute Situation, wenn der Gegner mitspielen will.» Yakin erwartet deshalb ein offenes Duell und stellte die rhetorische Frage in den Raum: «Wieso sollten wir England nicht schlagen können?»
Fragen muss sich derzeit übrigens auch Yakins Antipode Gareth Southgate gefallen lassen. Trotz ungeschlagener Gruppenphase und Viertelfinal-Einzug bläst dem englischen Manager eine steife Brise ins Gesicht. Englische Journalisten wollten deshalb vom Schweizer Trainer wissen, wie er die Situation einordnet. «Ich kenne die Situation ein wenig aus dem letzten Herbst. Da hilft nur, sich auf den Fussball zu fokussieren und nicht zu schauen, was in der Zeitung geschrieben steht.»
Yakins Vertrag läuft aus
Gleich wie bei Southgate, dessen Stuhl wegen der durchzogenen Auftritte wackelt, ist auch Yakins Zukunft im Übrigen noch offen. Der Vertrag des Nati-Trainers läuft mit dem Ende der EM aus. Ein Angebot im Frühling, das mit einer Klausel versehen war (gemunkelt wird, dass für eine Verlängerung der Viertelfinal erreicht werden musste), schlug Yakin «mit Überzeugung» aus. Damals hätte der Zeitpunkt nicht gepasst. «Im Fussball muss man sich sowieso immer neu beweisen.» Aber natürlich sei es mit den aktuellen Erfolgen eine «angenehme Situation» für ihn.
Weiter wollte Yakin die Situation nicht thematisieren. «Es gibt keinen Grund, über meine Zukunft zu diskutieren. Wir haben gute und konstruktive Gespräche geführt, werden das nach der EURO fortführen und gemeinsam nach einer möglichen Lösung suchen.» Ein kolportiertes Interesse eines Klubs aus Saudi-Arabien verneinte er dagegen: «Es gibt kein anderes Angebot.»
Fest steht aber auf jeden Fall: Für einen Trainer beginnt die Zukunftsplanung schon am Sonntag, für den anderen kann sie noch ein wenig warten.