Der eine wirkungslose Superstar liess sich aus freien Stücken auswechseln, der andere nicht: Während Kylian Mbappé das Feld nach der Pause der Verlängerung freiwillig räumte, blieb Cristiano Ronaldo auf dem Platz. Und obwohl der alternde Portugiese im Penaltyschiessen traf, behielt Frankreich das bessere Ende für sich und zog an der EURO in den Halbfinal ein.
Zum ersten Mal nach dem Fiasko gegen die Schweiz im EM-Achtelfinal vor drei Jahren (als Mbappé den entscheidenden Penalty verschoss) und dem noch viel schmerzvolleren Ausgang des WM-Finals 2022 gegen Argentinien in Katar waren «Les Bleus» an einem grossen Turnier wieder in einem Elfmeterschiessen erfolgreich.
Mbappé findet das Lachen schnell wieder
Ja, er habe bisher im Turnier nur ein Tor geschossen, «aber wir sind im Halbfinal und ich bin sehr glücklich darüber», sagte Mbappé danach. Der 25-Jährige stand mit einem breiten Grinsen in den Katakomben des Hamburger Volksparkstadions und genoss den Moment.
Natürlich hoffe ich, dass ich dem Team dann wieder helfen kann.
Natürlich war auch ihm die erneut wacklige Vorstellung seines Teams nicht verborgen geblieben, doch statt zurück blickte er lieber nach vorn auf den Halbfinal-Kracher am Dienstag in München gegen Deutschland-Bezwinger Spanien (20:10 Uhr live auf SRF 1). «Natürlich hoffe ich, dass ich dem Team dann wieder helfen kann», so Mbappé.
Neben Nasenbeinbruch auch Rückenprobleme?
Das mit dem Helfen ist für ihn bei der EM bislang so eine Sache. Den einzigen bislang selbst erzielten Treffer der Franzosen markierte er – per Elfmeter. Doch insgesamt scheint Mbappé durch den Nasenbeinbruch, den er sich im Auftaktspiel gegen Österreich zugezogen hatte, arg gehandicapt.
Er weiss, dass er nicht in Bestform ist.
Gegen Portugal wirkte er, spätestens nachdem er in der zweiten Halbzeit einen Ball ins maskierte Gesicht bekommen hatte, fast schon apathisch. Nach seiner Auswechslung verfolgte er den Rest des Spiels mit dickem Eisbeutel auf der lädierten Nase.
«Ich habe mich nicht mehr gut gefühlt, ich war zu müde», meinte Mbappé. Nationaltrainer Didier Deschamps nahm seinen Star-Angreifer in Schutz. «Er weiss, dass er nicht in Bestform ist», sagte Deschamps, sprach auch von Rückenproblemen und erklärte: «Kylian ist mir und dem Team gegenüber immer sehr ehrlich, und es kam zu dem Punkt, an dem er sich nicht mehr in der Lage fühlte, Gas zu geben.»
Für Mbappé, der 2018 schon Weltmeister und 2022 Vize-Weltmeister geworden war, wird die Partie gegen Spanien der erste EM-Halbfinal. Am Heimturnier 2016 (Finalniederlage gegen Portugal) war er noch nicht dabei.