Der 17. Juni 1994, die Fussball-WM in den USA wird eröffnet. Mittendrin ist die Schweizer Nati. Am 2. Turniertag bringt Georges Bregy die Nati gegen den Gastgeber mit einem herrlichen Freistoss in Führung – und lässt Kommentator Beni Thurnheer feststellen: «Es gibt keinen zweiten wie Bregy!» Eine Aussage, die umgehend von Eric Wynalda widerlegt wird und dessen Freistoss die 73'000 Fans im überdachten Pontiac Silverdome ausrasten lässt.
Das Spiel endet 1:1, doch die Nati ist angekommen – zurück auf der Fussball-Weltkarte. Bei ihrer ersten Teilnahme an einer WM seit 28 Jahren lässt sie den sagenumwobenen 4:1-Sieg über Rumänien folgen. Gegen Kolumbien darf sich das Team von Roy Hodgson gar eine 0:2-Niederlage leisten. Erst im Achtelfinal ist Spanien zu stark. Die Schweiz kehrt stolz in die Heimat zurück, man spielt wieder mit im Konzert der Grossen.
Stammgast Schweizer Nati
Exakt 3 Jahrzehnte später arbeitet die Schweiz auf ihren 2. Vollerfolg an der EM in Deutschland hin. Die Fans haben sich mittlerweile daran gewöhnt, eine Endrunde ohne Nati ist undenkbar. Seit der EM 2004 fehlte man einzig 2012. Dabei ist eine WM- oder EM-Qualifikation nach der Aufstockung zwar leichter, aber absolut kein Selbstläufer. Fragen Sie doch mal in Italien oder in den Niederlanden nach.
Doch nicht nur das. Die Schweiz überstand bei den letzten 5 Endrunden immer die Gruppenphase. Als einzige Equipe neben Frankreich. Eine Zuverlässigkeit, die in Europa ihresgleichen sucht – und in Kombination mit den forschen Zielvorgaben der Protagonisten (abzulesen daran, wie viele Unterhosen Granit Xhaka im Gepäck zu haben jeweils behauptet) für immer höhere Ansprüche sorgt. Achtelfinal-Einzug? Formsache!
Ein Comeback, ein Sieg, grosse Träume
Dabei hatte man nach der komplizierten Quali mit mickrigen 3 Pünktchen in den letzten 4 Spielen gegen Belarus, Israel, den Kosovo und Rumänien als Gebot der Stunde Demut ausgerufen. Zwei Trainer-Kniffe und ein Embolo-Comeback später ist diese vornehme Zurückhaltung schon wieder passé, es wird gross geträumt.
Zumal diesmal die Stimmung im Team hervorragend scheint. Man konnte sich in der jüngeren Vergangenheit nie ganz des Verdachts entledigen, dass das Potenzial dieser «goldenen Generation» durch Nebenschauplätze («Doppeladler», «Haartönungen», Misskommunikation) limitiert wurde.
Genau 30 Jahre wird es am Dienstag her sein, dass Sutter, Bregy, Knup und Co. die Schweiz zurück auf die Fussball-Weltkarte brachten. 15 Endrunden später ist Dabeisein längst nicht mehr alles. Vielleicht wird dann im Juli SRF-Kommentator Sascha Ruefer euphorisiert feststellen: «Es gibt keinen zweiten wie Xhaka!» Und damit möglicherweise Recht behalten.