- Im ersten Halbfinal der Women's EURO 2025 setzt sich England gegen Italien dank einem Tor in der 119. Minute 2:1 n.V. durch.
- Im Stade de Genève laufen die «Lionesses» lange einem Rückstand hinterher und retten sich erst in extremis in die Verlängerung.
- Den zweiten Finalisten machen am Mittwoch in Zürich Spanien und Deutschland untereinander aus.
Als das Publikum in Genf in der 117. Minute dachte, alles an Drama schon erlebt zu haben, setzte dieser verrückte Halbfinal noch einen drauf: Emma Severini rang Beth Mead zu Boden. Die eingewechselte Chloe Kelly scheiterte erst per Penalty an Goalie Laura Giuliani, drückte dann aber den Nachschuss über die Linie.
Heisst in der Endabrechnung: Finalticket für England, Gang durchs Tal der Tränen für Italien. Wie schon eine Runde zuvor war das Team von Sarina Wiegman mit einem Bein draussen. Wieder machte es den Houdini, erneut schallte am Ende «Sweet Caroline» durch die Lautsprecher.
Agyemang rettet England erneut
So dramatisch England das Finalticket löste – verdient war es allemal. In der Verlängerung zog sich die Schlinge für die Italienerinnen zu. Kellys Eckball beinahe direkt ins Tor (108.) und Michelle Agyemangs Lattentreffer (117.) waren die Gipfel einer Vielzahl an Gelegenheiten zum Lucky Punch.
Dass sich England überhaupt noch auf dem Rasen des Stade de Genève und nicht enttäuscht im Bus auf der Rückreise befand, lag an Agyemang: Wie schon gegen Schweden kam sie als Joker, wieder stach sie erbarmungslos zu. Einen Abpraller verwertete sie in der 6. von 7 Minuten in der Nachspielzeit eiskalt zum ultraspäten 1:1.
Dabei schien es, als würde den Titelverteidigerinnen auch ein Schlussfurioso nichts mehr bringen. 26'539 Fans wurden in Genf Zeuge, wie England die Zeit zwischen den Fingern zerrann. Zwar hatten sich die «Lionesses» nach dem Seitenwechsel und der Hereinnahme von Mead rund um den italienischen Strafraum festsetzen können, zogen phasenweise ein Powerplay in Gleichzahl auf. Doch wirklich brenzlig wurde es für Italien selten.
Bonansea trifft, Severini und Girelli im Pech
Eine vielversprechende Doppelchance aufs 1:1 vergab Lauren Hemp, die erst per Kopf und dann mit dem Fuss jeweils zu wenig Druck hinter den Ball brachte (51./52.). Bitter für Italien: Severini, die später auch den entscheidenden Penalty verursachen sollte, vergab auf der anderen Seite in der 86. Minute den Matchball. Sie scheiterte nach einem Corner aus kürzester Distanz an Hannah Hampton. Es ist zugleich ein trauriger Abschluss für Cristiana Girelli: Die Kapitänin, die ihre letzte EM bestritt, war nach rund einer Stunde verletzt ausgewechselt worden.
Barbara Bonansea hatte Italien gegen dominante, aber ungefährliche Engländerinnen in Führung gebracht (33.). Sofia Cantore brachte den Ball nach einem Doppelpass zur Mitte. Girelli verpasste, doch im Rückraum war Bonansea zur Stelle. Per Volley hämmerte sie das Leder aus kurzer Distanz in die Maschen.
Das Tor tat dem Spiel gut. England schaltete einen Gang höher, Italien agierte ebenfalls mutiger. Die beste Chance vergab Lauren James, die an der glänzend reagierenden Giuliani scheiterte (38.). Ansonsten tat sich der Titelverteidiger gegen defensiv kompakt stehende, leidenschaftlich kämpfende «Azzurre» lange schwer. Genau genommen, bis «Houdini» Agyemang die Fesseln der «Löwinnen» löste und Kelly für den endgültigen Befreiungsschlag sorgte.
So geht's weiter
Das zweite Finalticket wird am Mittwoch im Zürcher Letzigrund zwischen Spanien und Deutschland ausgefochten. Um den EM-Titel geht es dann am Sonntag in Basel.