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3 Wochen vor Start der Heim-EM Bachmann: «Wir ziehen noch nicht alle am gleichen Strang»

In 3 Wochen beginnt für die Schweizer Frauen die Heim-EURO. Mit dabei sein will dann auch Ramona Bachmann. Doch zuletzt konnte sie keine Werbung in eigener Sache machen.

Auf gerade einmal 75 Einsatzminuten kommt Ramona Bachmann in diesem Jahr für Klub (37 Minuten) und Nati (38 Minuten). Bei jeder anderen Spielerin wäre klar: Mit diesen bescheidenen Argumenten dürfte es mit einer Nomination für den definitiven EM-Kader wohl kaum etwas werden.

Doch Bachmann ist keine x-beliebige Spielerin. Sie blickt auf eine 18-jährige Profi-Karriere zurück, ging 16-jährig ins Ausland (Schweden), stürmte an der Seite der sechsfachen Weltfussballerin Marta und gehörte einst zu den zehn besten Spielerinnen der Erde. Die Innerschweizerin steht bei 60 Länderspieltreffern – und wenn die Nati derzeit etwas gebrauchen kann, dann sind es Spielerinnen mit Torriecher.

Deshalb darf sich Bachmann berechtigte Hoffnungen machen, dass sie von Nati-Trainerin Pia Sundhage für das am 2. Juli beginnende Heim-Turnier in der Schweiz berücksichtigt wird. «Eine Heim-EM ist sehr speziell. Das ist nicht vielen Spielerinnen vergönnt», sagt Bachmann und fügt in Bezug auf die mangelnde Spielpraxis an: «Ich fühle mich fit, aber die Spritzigkeit ist noch nicht ganz da.» Ihre Fitness-Werte seien gut, bescheinigt die 34-Jährige, aber: «Tests haben gezeigt, dass ich eher im Übertraining bin und dass wir den Fokus mehr auf die Regeneration legen müssen.»

Zuletzt zweimal 90 Minuten auf der Bank

Die Gründe für die mangelnde Spielpraxis sind bei Bachmann, die zusammen mit ihrer Ehefrau im Mai Eltern eines Jungen geworden ist, mehrschichtig. Auf Vereinsebene ist zu beachten, dass die nordamerikanische National Women's Soccer League (NWSL) eine Ganzjahres-Meisterschaft kennt und die Spielzeit daher erst Mitte März losging. Mit Houston Dash kam Bachmann zu zwei Teileinsätzen.

Trainer mit Fussballspielerin auf dem Spielfeld.
Legende: Die Zeit wird knapp Noch ist die Equipe von Pia Sundhage (mit Ramona Bachmann; links) nicht in EM-Form. Keystone/PETER KLAUNZER

Gleiches trifft auf die Nati zu: In den Nations-League-Begegnungen im April gegen Frankreich (0:2) und auf Island (3:3) wurde Bachmann von Trainerin Sundhage jeweils als Jokerin eingesetzt. Zuletzt schmorte die Stürmerin gegen die Französinnen (0:4) und gegen Norwegen (0:1) während jeweils 90 Minuten auf der Bank.

Inzwischen gibt es Alternativen zu Bachmann

Lange Zeit kam die Trainerin in der Nati nicht an Bachmann vorbei. Dies ist nicht mehr so. Mit Spielerinnen wie Sydney Schertenleib (18), Svenja Fölmli (22) oder Seraina Piubel (25) hat Sundhage junges Personal, das Bachmann aktuell überflügelt hat. Das Trio kommt zusammen indes nicht einmal auf die Hälfte der Länderspiele Bachmanns und kumuliert gerade einmal neun Treffer im Nationaldress. Die Routine ist momentan der grösste Trumpf Bachmanns.

Zudem hat die Nati zuletzt kaum noch Tore geschossen. In den letzten acht Partien, von welchen man keine gewann, resultierten bloss vier Treffer.

Wir Spielerinnen müssen uns hinterfragen, aber auch der Staff muss sich hinterfragen.
Autor: Ramona Bachmann

«Es könnte besser laufen, das ist uns allen bewusst», sagt Bachmann zur momentanen Form-Baisse der Schweizerinnen. «Wir kriegen sehr viele Gegentreffer und schiessen kaum Tore. Es muss sich etwas ändern, sonst kommen wir an der EM nicht weit.»

Was genau muss sich ändern? Bachmann dazu: «Wir ziehen noch nicht alle am gleichen Strang. Wir Spielerinnen müssen uns hinterfragen, aber auch der Staff muss sich hinterfragen.» Letztlich entscheide das Trainerinnen-Team und Fussball sei kein Wunschkonzert, aber: «Ich finde es wichtig, dass man auf die Spielerinnen hört und fragt: ‹Wie ist es auf dem Platz, was empfindet ihr?› Das können wir besser machen und das werden wir auch. Ich bin positiv.»

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Radio SRF 1, Tagesgespräch, 10.6.25, 13:00 Uhr ; 

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