Auf das Finnland-Spiel wollte Pia Sundhage nach dem 2:0-Erfolg über Island noch nicht vorausschauen. Darüber hinaus wagte sie dann aber doch eine Prognose: «Die Zukunft des Schweizer Frauenfussballs ist rosig.» Grund für diesen Optimismus war, dass ihre Teenagerinnen allesamt erstaunliche Leistungen auf den Platz gezaubert hatten.
Da war Supertalent Sydney Schertenleib (Jahrgang 2007), die das 1:0 einleitete. Beim zweiten Tor gewann Iman Beney (2006) im Ursprung das Kopfball-Duell, die gleichaltrige Leila Wandeler bereitete optimal vor. Torschützin Alayah Pilgrim wirkte da im Verhältnis mit ihren 22 Jahren fast schon erfahren. Vor dem Island-Spiel hatte zudem Noemi Ivelj (2006) schon einige starke Auftritte im Schweizer Dress absolviert.
Müsste man den Teenagerinnen im Team drei Attribute zuweisen, man läge mit «unbekümmert, selbstbewusst und technisch stark» wohl nicht daneben. Diese Lockerheit merkt man den Protagonistinnen auch neben dem Platz an. Etwa wenn Wandeler über ihre überraschende Nomination salopp erzählt: «Ich habe in der Vorbereitung alles gegeben – und hier bin ich.»
Mal ein Dribbling mehr
Worin sieht sie die Stärken dieser neuen Spielerinnengeneration? «Wir probieren viel, schiessen oft. Wir sind etwas freier auf dem Platz, können unsere technischen Stärken zeigen.» Ivelj ergänzt: «Auf dem Platz merkt man, dass wir Jungen verspielter sind, mal ein Dribbling mehr machen – manchmal zu spät abspielen.»
Die furchtlosen Leistungen der jungen Schweizerinnen sind auch dem Ausland nicht verborgen geblieben. Die früheren deutschen Nationalspielerinnen Turid Knaak und Merle Frohms gerieten kürzlich in einem Podcast angesichts der Leistungen von Wandeler, Beney, Schertenleib und Co. regelrecht ins Schwärmen.
Wie muss man sich die Beziehung zu den erfahrenen Spielerinnen vorstellen? «Sie machen uns die Integration leicht, wir können von ihnen lernen. Auf dem Platz zeigen sie, dass sie Leaderinnen sind», sagt Wandeler.
Die klassische altersbedingte Hierarchie sei längst nicht mehr so strikt, schätzt GC-Mittelfeldspielerin Ivelj, die zu Eintracht Frankfurt wechselt, ein. Freilich gehöre es dazu, als Jüngere die Wasserflaschen zu schleppen, aber: «Früher waren die Älteren strenger. Heute sind sie manchmal fast zu lieb.»
Neben dem Feld tanzen sie
Und neben dem Platz? Wird viel getanzt. Lyon-Legionärin Wandeler, die mit einem Lattentreffer nur knapp an ihrem ersten Goal für die Schweiz vorbeischrammte, hatte präventiv einen Tanz zum Torjubel vorbereitet – zusammen mit Pilgrim. Da letztere bekanntlich auf Zuspiel von Wandeler traf, kam das Freudentänzchen dennoch zum Einsatz.
Auf die Frage, wer die beste Tänzerin im Team sei, nennt die Freiburgerin schmunzelnd sich selbst. Ivelj kann da wohl mithalten, sie nahm 7 Jahre lang Tanzunterricht.
«Die Zukunft des Schweizer Frauenfussballs ist rosig.» Und sie ist technisch stark, selbstbewusst und begeistert sowohl mit Toren als auch dem dazugehörigen Jubel.